Weibliche Zugmannschaft
Aber die Zeit, in der wir leben, erzeugt außergewöhnliche Zustände, und die Frau als Wagenführerin ist eigentlich gar nichts Außergewöhnliches mehr; in größeren Städten ist diese kriegszeitliche Einführung früher getroffen worden.
Innsbrucker Nachrichten, 22.1.1916
Infolge des Kriegsgeschehens entstand ein Personalmangel in jenen Berufsfeldern, die von Männern dominiert wurden. Aufgrund dessen versuchten die jeweiligen Betriebe, die Lücken mit weiblichen Mitarbeitern zu füllen. Wie uns das obige Bild verrät, waren auch Frauen während des Ersten Weltkriegs Teil der Lokalbahn, die zwischen Innsbruck und Hall i. T. verkehrte. Die Dienstkleidung lässt vermuten, dass eine Schaffnerin und womöglich eine Wagenführerin im Einsatz waren.
Neben der Innsbrucker Lokalbahn traten Frauen ihren Dienst auch auf der Strecke zwischen Innsbruck und Kufstein an; ausschließlich in Personenzügen, versteht sich. Denn für die weibliche Zugmannschaft galten spezielle Vorschriften: Zum einen waren Lastzüge nicht Teil des Betätigungsfelds einer Schaffnerin; das Koppeln der Züge wäre eine zu große Herausforderung gewesen. Auch war der Fernverkehr und Fahrten, die in jegliches Kriegsgebiet führten, strengstens untersagt.
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Ph-13600)
Verfasserin: Sophie Wechselberger
Danke für dieses interessante Foto!
Zu sehen ist ein „Stadttriebwagen“ (LBIHiT Serie 32—54) vermutlich der Linie 1 im Bergiselbahnhof. Nicht nur auf der Lokalbahn nach Hall, die zu diesem Zeitpunkt schon als Linie 4 elektrifiziert war, wurde weibliches Fahrpersonal eingesetzt, sondern auch auf sämtlichen anderen Linien, das waren zu dieser Zeit die 1 (Bergisel—Hungerburgbahn), die 2 (Fischergasse—Mühlau), die 3 (Landesgericht—Pradl), die 4 (Bergisel—Hall) und einige Sonderlinien. Außerdem durften Frauen als Weichenwächterinnen arbeiten, da viele Weichen noch von Hand zu stellen waren, und als Schaffnerinnen. Vorstand, Fahrdienstleitung und anspruchsvolle technische Positionen blieben aber ausschließlich mit Männern besetzt, was erahnen lässt, woher der provinzielle Wind eigentlich wehte. (Danke wieder einmal an Walter Kreutz, der all das mühsam recherchiert und publiziert hat.)