Rudolf im Dienst: Mit den Augen des unbekannten Fotografen XXVII
In einer der ersten Beiträge dieser Serie blickten wir in die Herrengasse, ich habe mich damals jedoch dazu entschieden, mich inhaltlich auf das „Stadtasyl für Obdachlose“ zu konzentrieren. Von diesem Standpunkt gibt es im Bestand noch eine weitere – nämlich die obige – Aufnahme, die nun kein Abschweifen mehr zulässt.
So ganz stimmt das natürlich nicht. Wo ein Wille, da ein Weg: man könnte sich anhand hier abgebildeter Details auch mit der Effektivität der Post um 1900 oder mit einer kurzen Beleuchtungsgeschichte der Stadt Innsbruck beschäftigen oder sich über den Verbindungsbogen auslassen. Aber genug des Abschweifens. Im Fokus des (un)bekannten Fotografen lag hier ganz klar das Gebäude der k. k. Statthalterei. Aber wenn ich jetzt etwas über die Geschichte dieses Gebäudes erzählen würde (was ich nachholen werde), dann wäre das gewissermaßen auch ein Abschweifen. Nämlich von der Geschichte des (mutmaßlichen) Fotografen. Die beiden sind nämlich miteinander verbunden:
Der am 18. September 1860 in Laibach geborene Rudolf Marie Viktor Karl Ferdinand Vetter, Graf von der Lilie, entstammte einem alten steirischen Adelsgeschlecht. Nach seinem mit Auszeichnung abgeschlossenen Jusstudium trat er im Alter von 22 Jahren in den Verwaltungsdienst der Tiroler Statthalterei ein. Zunächst wurde er den Bezirkshauptmannschaften Trient, Bruneck und Bregenz zugeteilt, bevor er – wie bereits thematisiert – 1898 Bezirkshauptmann von Imst wurde. Im Alter von 45 Jahren kehrte er dann sozusagen zu den Wurzeln seiner Verwaltungskarriere, nämlich nach Innsbruck zurück. Nun als Statthaltereirat, zuletzt als Hofrat. Und mit dieser Karriere erklärt sich auch, warum sich das Gebäude der Statthalterei gleich zwei Mal in diesem Bestand findet. Knapp vor seinem 58. Geburtstag erbat Rudolf Vetter die Versetzung in den dauernden Ruhestand. In diesem Zusammenhang verlieh ihm der Kaiser das Ritterkreuz des Leopoldordens, wie der Allgemeiner Tiroler Anzeiger am 22. August 1918 berichtete. Am 2. März 1932 starb Rudolf Vetter im Alter von 71 Jahren in Innsbruck. (Die Innsbrucker Nachrichten brachten zwei Wochen darauf einen ausführlichen Nachruf.)
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Ph-Pl-678)