Raritäten aus der Sammlung Kreutz – XVIII
Es gab und gibt Tätigkeiten und Berufe, die sauber und fein sind. Und dann gab und gibt es die anderen Jobs. Meist sind diese gefährlich, schmutzig und ungesund. Und dann gibt es noch die ganz üblen Aufgaben: Sachen, die eigentlich keiner machen will. Hier haben wir es mit einer Aufgabe zu tun, die vermutlich nur wegen eines guten Gehalts Interessenten fanden.
Die Mittenwaldbahn wurde in der unglaublichen Zeit von 1910 bis 1912 errichtet. Nicht nur, dass das schon in der Ebene eine Meisterleistung wäre eine über 50 Km lange elektrische Eisenbahn in der Zeit zu errichten, hierstehe auch noch ein paar Berge im Weg. Die Martinswand zum Beispiel. Oder die Schlossbachklamm als Gegenteil eines Berges. Es war nicht mehr reine Handarbeit, aber auch nicht eine technische Spielerei. Was es mit dem technischen Monstrum auf dem Titelbild auf sich hat, kann uns vielleicht ein Fachmensch erläutern. Man fragt sich, ob es nicht sicherer wäre, auch Handarbeit umzustellen…
Es gehen einem Begriffe wie Arbeitssicherheit oder Arbeitsschutzmaßnahmen durch den Kopf.
Wenn ich recht informiert bin, war die Mittenwaldbahn die erste Bahn, die ausschließlich für den elektrischen Betrieb ausgelegt war. Dafür musste dann auch das Ruetzkraftwerk errichtet werden. Ich will da aber nicht in einem fremden Fachgebiet wildern. Ich bitte das Fachpublikum um weitergehende Erläuterungen. Ich kann nur die Fotos stellen.
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck; Slg. Kreutz)
Dieses Ungetüm bohrte Löcher in die Tunnelstirnwand, die anschließend mit Sprengmittel gefüllt und gezündet wurden, bis man durch war. Der Martinswandtunnel wurde von beiden Seiten vorgetrieben, doch nur die Ostseite hatte diese elektrische Unterstützung. Die Stubaitbahn war allerdings noch etwas früher aber auch gleich elektrifiziert. Die Mittenwaldbahn war allerdings die erste mit Normalspur und die erste mit den heute noch üblichen 16 ⅔ Hz. Stimmt nicht ganz, bis ca.1920 fuhr man mit 15Hz. Die sonst üblichen 50 Hz machten bei der Stubaitalbahn Probleme die man bei der Lokalbahn gerade noch in den Griff bekam, jedoch standen bei höheren Leistungen damals noch keine entsprechenden Materialien zur Verfügung. Ing. Riehl entschied sich – in Absprache mit z.B. Bayern – für diese niedrigere Frequenz.
In diesem Zusammenhang sei an Ing. Karl Innerebner erinnert (6.4.1870 Bozen – 5.9.1970 Innsbruck), der als DER Erbauer der Mittenwaldbahn gilt.
Ich erinnere mich an eine Tageszeitungs-Notiz, wonach Herr Ing. Innerebner noch im hohen Alter ins Valsugana gereist sei, um seine ehemaligen Arbeiter bei der Mittenwaldbahn wiederzusehen. Es sei ein „familiäres Treffen“ gewesen…
Sprachliche Schwierigkeiten??? Er hatte ja die Realschule in Rovereto besucht, bevor er an der Technischen Hochschule in Graz studierte… 1893 schloß er sein Studium in München ab.
Stimmt es, daß die Arbeiterunterkünfte (Baracken) ungefähr an der Stelle des heutigen Alterskrankenhauses Hochzirl lagen?
Ing. Karl Innerebner machte sich damals schon einen Namen und war beim Bau der Mittenwaldbahn Kompagnon und Bauleiter von Riehl. Er übernahm aber gemeinsam mit Mayer kurz danach dessen Firma, die noch bis 2013 existierte.
http://www.tecneum.eu/index.php?option=com_tecneum&task=object&id=652
Arbeitsunterkünfte gab es u. a. sogar ‚in‘ der Martinswand. Das konnte man hier schon mal bewundern:
https://images.app.goo.gl/oiX6ufP2nhNyqnwf7
Ob es vor dem Krankenhaus Hochzirl dort Baracken für die Arbeiter gab, kann ich nicht sagen, erscheint aber nicht unmöglich. Einen befahrbaren Weg dorthin gab es jedoch erst viel später. Auch das spätere Krankenhaus wurde noch lange Zeit über eine Standseilbahn vom Bahnhof Hochzirl aus versorgt.