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Per Anhalter Durch 1971: #Völser Straße 63

Per Anhalter durch 1971: #Völser Straße 63

Im Stadtarchiv langte vor kurzer Zeit Eine Reihe Mappen ein, die mit Bildflug 1971 beschriftet sind und die mehrere Dutzend Fotos von Innsbruck aus der Satellitenperspektive eines tief fliegenden Motorflugzeigs enthalten. Auf der Rückseite prangt der Stempel, dass diese Bilder nicht ohne Freigabe des Verteidigungsministeriums verwendet werden dürfen – was angesichts der Schärfe und Genauigkeit damals sicher gerechtfertigt war, 54 Jahre später aber keine Rolle mehr spielt. Die Aufnahmen sind auf Fotopapieren in großem A2 Format perfekt ausgearbeitet, an den Ecken gelegentlich etwas abgearbeitet aber sonst in einem traumhaften konservatorischen Zustand. In den nächsten Wochen werde ich ein paar dieser Bilder posten, sie zeigen die Stadt von 1971, die für Menschen meines Jahrgangs 1969 die Welt war, die wir als erstes sahen (wenn auch nicht von oben). Alle Gebäude sind gefühlt dort, wo sie hingehören. Nachsatz: Gelegentlich sind auch heute Menschen in den zu sehenden Gebäuden, in die sie gehören.

Die Geschichte des Gebäudes Völser Straße 63 hat Kollegin Hanna Fritz in ihrer schönen Serie bereits wunderbar bebildert und beschrieben. Auf dem Ausschnitt des Luftbildes (das man hier auch interaktiv betrachten kann) ist neben dem noch keine 10 Jahre bestehenden Ziegelstadl auch die Huter’sche Parallelwelt zu sehen.

Die beeindruckendste Persönlichkeit der letzten 50 Jahre, die mir zum Ziegelstadl einfällt, war Pater Meinrad Schumacher (1935-2022). Alle Innsbrucker kannten ihn, immer auf seinem Radl durch die Straßen der Stadt unterwegs, nicht zur Ausfahrt auf die Arzler Alm sondern immer mit einem klaren Ziel und Projekt (die sich von der Gründung des Z6 herauf alle sehen lassen können). Jahrzehntelang war er der Gefängnis-Seelsorger im Ziegelstadl, immer auf der Seite der Häftlinge, egal ob Finanzminister oder Flüchtling, hat alle Nationen und Religionen ohne Unterschied gefördert, unterstützt, getröstet…
Die letzten Jahrzehnte seiner Priesterkarriere wurde er dann, nach seiner Verehelichung und nach vielen Jahren des Widerstands der katholischen Kirche gegen seine offene Auslegung des Christentums, die Gallionsfigur der Innsbrucker Altkatholiken. So ein Mensch kann nicht ersetzt werden.

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