Neubaugegend
Wir haben das schon mehrfach gesehen: Eine offenbar neu besiedelte Gegend – bekannter Weise im Osten der Stadt – mit mehreren Neubauten. Gleichzeitig erscheinen mehrere der Hallen im Hintergrund kürzlich umgebaut worden zu sein. Häuser in verschiedenen Stadien der Fertigstellung. Das ist interessant. Ebenso die Tatsache, dass man hier – zumindest auf den ersten Blick – keinerlei Einrichtungen der Infrastruktur oder der Nahversorgung erkennen kann. Wenn man einmal von der Busstation im linken Bildteil absieht.
Aber diesmal sehen wir sogar ein paar Menschen auf dem Foto.
Auch wenn es nicht so ausschaut, vermittelt diese Aufnahme ein irgendwie optimistisches Bild. Zukunftsträchtig. Und das ist die Gegend wirklich. Heute ist das Gebiet ein beliebtes und stark bevölkertes Stadtviertel, das auch seinen Ruf in den letzten Jahren deutlich verbessert hat.
Wer aus der LeserInnenschaft hat hier seine/ihre Kindheit und Jugend verbracht und kann uns in Anekdoten Anteil daran haben lassen?
(Stadtarchiv/Stadtmuseum; Kr/Ne-8489).
Der Fotograf steht an der Kreuzung Prinz-Eugen-Straße mit der Reichenauer Straße. Die Paulus Kirche und das Pfarrheim sind noch
im Bau und die Hirschberggasse, die von der Reichenauer Straße zur Wörndlestraße führt, ist noch nicht angelegt.
Nahversorger gab es zu dieser Zeit bereits zur Genüge. In der Prinz-Eugen-Straße die Bäckerei WACHTLER, den Metzger ELLER und das
Lebensmittelgeschäft BARBACH. Weiter nördlich zur Kreuzung mit der Kärntner Straße war und ist immer noch ein Postamt, eine
Tabaktrafik und daneben war das Lebensmittelgeschäft NIGG. Ein Obst- und Gemüseladen und daneben eine Tabaktrafik waren in der
Oswald-Redlich-Straße. Was die Nahversorgung anging, waren wir in dieser Gegend bestens versorgt.
Weil danach gefragt wird, etwas aus meiner Kinderzeit: Genau an diesem Platz, wo gerade die Pauluskirche entsteht, gab es in der Kriegs- und noch in der unmittelbaren Nachkriegszeit eine Schrebergartenanlage. Man sieht sie sehr gut auf der 1940er Luftaufnahme. Rundherum nur Wiesen!
Ich habe es zwar schon in irgendeinen Beitrag erzählt: Frau Rutzinger, die mit ihrer Tochter im gleichen Stock von Pradlerstraße 15 wie wir wohnte, hatte hier einen Gartenanteil und ich durfte oft mit ihnen hinunter gehen. Meistens hatten wir ein kleines Leiterwagele mit, das ich dann ziehen und lenken durfte! Besonders stolz war ich, dass ich dabei auf der Straße gehen durfte, ich hatte ja ein Fahrzeug!!
Damals entwickelte sich auch meine Liebe zum Garteln, der ich mein ganzes Leben treu geblieben bin!
Auch der nicht dort Kind gewesene, wie z.B. ich, hat an solchen Schnappschüssen Freude. Zur Zeit, als diese Aufnahme entstanden sein muß war ich schon ein paar Jahre alte, aber wahrscheinlich noch nie in dieser Gegend. Erster Anlaßfall war die Besichtigung der neuen Kirche nach deren Einweihung mit anschließendem Bericht an die Großmutter. Später war mir die Gegend vertrauter, und wer weiß, hätte Gott Amor beim Zielen die Brille dabeigehabt, würde ich sogar dort wohnen.
Profaner Erinnerungsanstoß: Die alte Form der üppig mit Warnsignalen und -signälchen ausgestattete Poller auf dem Fahrplanteiler- Rot-Weiß, innen beleuchtet und (blinkender?) gelb umrandeter Pfeil – und auf einmal waren sie nurmehr auf den Ansichtskarten der Triumphpforte mit der 3er zu sehen.
Überlebt hat hingegen das grüne Eck links, nur etwas gepflegter.
Zum Thema Poller in der Reichenau: Ein Foto derselben Kreuzung aus dem Jahr 1963:
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