Goldzilla kehrt zurück
Mächtig baut sich der Schatten eines Ungetüms hinter den ahnungslosen Kanalarbeitern auf. Die Spannung steigt ins Unerträgliche. Doch dann die Erleichterung: Es ist nur der Schatten des Stadtturms und nicht die Ankunft Goldzillas, die unsere kleine Stadt vernichten möchte.
Solche Fantasien sind den InnsbruckerInnen des Jahres 1905 vermutlich noch nicht durch den Kopf gegangen, auch wenn Kinobesuche schon fast zum normalen Unterhaltungsprogramm gehörten. Noch wenige Jahre davor, als im Rahmen der Innsbrucker Internationalen Ausstellung 1896 das erste Mal ein Kinematograph in der Stadt lief, musste man den ZeitungsleserInnen noch relativ genau erklären was da so ablief bei den bewegten Bildern und wie man sie herstellte.
Als Erfinder des Spielfilms wie wir ihn heute kennen gilt der in Süddeutschland geborene Carl Laemmle. Ab 1906 betrieb er in den USA anspruchsvolle Kinos und 1912 gründete er die Vorgängerfirma der Universal Studios in Los Angeles. In Innsbruck liefen zu dieser Zeit noch kleine Unterhaltungs-Programme mit einer Reihe sehr kurzer Filmabschnitte. Der Bericht über eine solche Vorführung nennt „unterhaltsame Boudoir-Szenen“, die mit vor Ort gedrehten Sequenzen (vor dem Dom mit bekannten Persönlichkeiten aus der Politik), Kriegsberichterstattungen, Reiseszenen und Katzenvideos zusammengeschnitten wurden.
Unter den oft nur ein- bis zweiminütigen Filmabschnitten konnten sich bisweilen auch kleine „Horror“-Filmchen befinden, die mit allerlei optischen special effects arbeiteten. Unten ein Beispiel aus dem Jahr 1901 des fantasievollen George Méliès aus Frankreich.