Gebot der Stunde
Waschbetonplatten gestalten die Fassade des Neubaus der Jugendherberge in der Reichenau. Achteckige Fenster dominieren den Bau. Geplant wurde das Gebäude von den Wiener Architekten Guido Gnilsen und Erich Eisenhofer.

(Stadtarchiv/Stadtmuseum, Ph/A-24643, 1977)
Als Gebot der Stunde wurde die Errichtung einer neuen zeitgemäßen Unterkunft für reisende Jugendliche in den 1970er Jahren in Innsbruck gesehen. Und zugleich sollte die ungebremste Nachfrage nach Plätzen in Studentenwohnheimen gelindert werden.
Der Gebäudekomplex besteht aus drei Trakten mit insgesamt fünf Stockwerken. Diese Aufgliederung ermöglicht in besucherarmen Zeiten, Teile zu sperren. Die rund 200 Schlafstätten sind auf 6-Bett-Zimmer und 2-Bett-Zimmer für Gruppenleiterinnen aufgeteilt. Pro Stockwerk stehen für 36 Betten jeweils 12 Waschbecken, 4 Duschen und 4 WCs zur Verfügung.
Das fünfstöckige Gebäude wird als Studentenwohnheim genutzt. Für 120 Studierende sind 2-Bett-Zimmer mit Dusche, Waschbecken und WC vorgesehen. In zwei Stockwerken gibt es Aufenthalts- und Essräume sowie eine Selbstkochküche. In den Ferien werden diese Räumlichkeiten als Jugendgästehaus vermietet.
Dem geänderten Gästeverhalten wird mit diesem neuen Gebäudekomplex Rechnung getragen. Früher übernachteten in Jugendherbergen vorwiegend Einzelwanderer, die per Rad, zu Fuß oder per Autostopp reisten.
In den 1970er Jahren sind es motorisierte Touristen, die als bevorzugtes Fortbewegungsmittel Bus, Auto oder Motorrad verwenden. Und Jugendliche, die dank dem Euro-Rail-Pass (heute vergleichbar mit Interrail) die Möglichkeit bekamen mit Freundinnen und Freunde quer durch Europa zu reisen.
Das Interrail ist heute noch beliebt, Airbnb wird jedoch nun öfters den Jugendherbergen vorgezogen.
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Ph-12326, um 1976)