Etwas für Dachdecker?
Auf unserem Blog bedienen wir, wie unsere StammleserInnen sicherlich bestätigen können, gerne auch diverse Spezialinteressen. So kommen bei uns Katzenfreunde ebenso auf ihre Kosten wie Straßenbahn-Connaisseure und Autoliebhaber, um hier nur drei anzuführen. Als mir dann unlängst die oben abgebildete Zeichnung in die Hände gefallen ist, habe ich mich gefragt, ob es auch Menschen gibt, die sich für (historische) Dacheindeckungen begeistern können?
Wenn ja, dann dürfte das hier ein (lokaler) Leckerbissen sein, denn wir sehen verschiedene „Eindeckungstypen nach dem System Kolb“. Das System kam u.a. beim Universitäts-Neubau am Innrain zum Einsatz. Viel mehr kann ich Ihnen darüber leider nicht erzählen, aber vielleicht können uns die „Dacheindeckungs-Aficionados“ (so es sie denn gibt 😉 ) mehr darüber berichten.
(StAI, Archiv der Baufirma Mayr)
Connaisseur (mehr habe ich zu diesem Thema leider nicht zu sagen)
Danke, hab ich ausgebessert.
Ich glaube eher, er meinte Conducteur, aber mit der Rechtschreibung hat er´s halt nicht so…
Vielleicht ist das „Sistem Kolb“ einfach nach dem Hersteller der Dachziegel oder einem Dachdecker benannt?
Auf den ersten Blick eine Biberschwanz-Doppeldeckung mit einem maximalen Dachlattenabstand von 18 cm lt. Nebenbemerkung. Bei den Details Bmst. Huter und Dr. Kritzler sind die hohl liegenden Ziegel im Bereich des Dachbruches (= Abflachung der Dachneigung auf Grund des darunter liegenden Aufschieblings) offensichtlich mit Mörtel unterfüttert (grün dargestellt), die Entwässerung erfolgt mittels Hängerinnen. Die neue Universität hat ebenfalls eine Doppeldeckung, der Bereich des Dachbruches beim Aufschiebling ist mit Brettern verschalt und verblecht, die Entwässerung erfolgt mittels Saumrinnen, die noch in der Dachfläche angeordnet sind. Hier sind keine hohl liegenden Dachziegel erkennbar.
Vielen Dank für die interessanten Erläuterungen! Wie die Innsbrucker Nachrichten im April 1912 berichteten, wurde dieses System von Georg Kolb, einem „königlichen Bauführer“ aus Regensburg, entwickelt und in Deutschland & Österreich-Ungarn patentiert:
https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=ibn&datum=19120426&query=%22System+Kolb%22&ref=anno-search&seite=3
In diesem Artikel heißt es weiters:
„Der Innsbrucker Architekt und Baumeister F. Mayr, welcher die Lizenz zur Erzeugung und Herstellung dieses Daches für Tirol und Vorarlberg erwarb, hat gestern [25.4.1912] die verschiedenen Baubehörden und Baugeschäfte Innsbrucks zur Besichtigung der Eindeckung eines solchen Probedaches im Hofe des Mayr’schen Hauses am Innrain eingeladen, welcher Einladung von vielen Seiten Folge gegeben wurde.“
Kolb wurde dann zum Dank für seine Erfindung später Rektor der Universität. Als Conductöt weiß ich das.