skip to Main Content
#bilderschauen --- #geschichtenlesen --- #gernauchwiederimarchiv
Eine Beschwerliche Reise

Eine beschwerliche Reise

Die kleine Stadt Sterzing in Südtirol, die heute von Innsbruck aus mit der Bahn oder dem Auto im Handumdrehen zu erreichen ist, war bereits im letzten Jahrhundert ein beliebtes Ausflugsziel. Mit ihren bunten Häusern, Laubengängen, Restaurants, Hotels und zahlreichen Shoppingmöglichkeiten begeistert(e) sie viele Touristen.

So mühelos war die Fahrt über den Brenner Richtung Sterzing und zurück früher – speziell im Winter – nicht unbedingt, wie man aus folgendem Bericht, der im Allgemeinen Tiroler Anzeiger am 22. November 1910 erschienen ist, erfahren kann: „Eine schwierige Autofahrt über den Bren­ner. Aus Sterzing […] schreibt man uns: Am 16. November traf der Chauffeur Heinrich Constabel mit dem Auto Mercedes (35 HP) des Geheimrates Gutmann von Berlin mit dem Reiseziel Berlin, sowie das Auto Hirsch (40 HP), geführt von den Herren Kemenater und Lobis aus Bozen, Reiseziel München, hier ein und beide Autos setzten nachmittags gleich­zeitig die Reise über den Brenner fort. Infolge des Schneefalles blieben aber beide Automobile knapp ober dem Markte Gossensaß im Schneestecken. Da eine Aussicht, weiterzukommen, voll­ständig ausgeschlossen war, fuhren beide Auto­mobile nach Sterzing zurück und nächtigten im Hotel „Alte Post“. Am 17. November, um 7 Uhr früh, unternahmen die Autolenker unter Mithilfe des Hoteliers, Herrn Kleewein, neuer­dings den Versuch, die beiden Auto über den Brenner zu führen und blieben aber schon beim sogenannten Gossensaßer Kofel, knapp ober die­ser Ortschaft, um 3/4 8 Uhr im Schnee stecken. Hier wurden am Auto Mercedes zwei bereits vorher bestellte Vorspannpferde angespannt und dasselbe mit Vollkraft des Autos eine kurze Strecke bis 100 Meter unterhalb des Gasthauses Schelleberg weitergeschleppt, wo man neuer­dings im Schnee stecken blieb. Sodann wurde das Auto Hirsch mit vier Pferden Vorspann unter Vollkraft des Autos bis Brennerbad transportiert, wo dasselbe um 10 Uhr vormit­tags eintraf. Von dort fuhr man mit den vier Vorspannpferden zurück zum Gasthaus Schelleberg und beförderte das Auto Mercedes bis Brennerbad, wo es um 1 1/4 Uhr nachmittags eintraf. Von dort ging der Transport mit je zwei Pferden Vorspann unter Vollkraft der Autos bis zur Post Brenner, wo man um 3 1/4 Uhr nachmittags die Höhe des Bergsattels Brenner bei einer 40 Zentimeter tiefen Schneedecke unter vielen Schwierigkeiten erreichte. Nach einer kurzen Rast fuhren die Autolenker ohne Vorspann vom Brenner um halb 4 Uhr, wo das Gefälle begann und auch die Schneedecke sukzes­sive kleiner wurde, ab und beide Autos trafen ohne erhebliches Hindernis um halb 5 Uhr nach­mittags in Innsbruck ein.“

Das Titelbild zeigt eine Glasplattenfotografie aus der Sammlung Walter Kreutz, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstanden ist. Beschriftet ist die Platte mit „Sterzing Hotel Alte Post um 1914“. Abgebildet ist die Hauptstraße von Sterzing mit ihren Erkerhäusern, Laubengängen und dem sogenannten Zwölferturm im Bildhintergrund. Auf der linken Seite sieht man das Hotel Alte Post, in dem die Autofahrer über die in dem Zeitungsartikel berichtet wurde, übernachteten.

(Stadtarchiv Innsbruck, KR-PL-2075)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Back To Top
×Close search
Suche