Ein wahrhaft edler Gönner
Mit reichlich Mythen umrankt ist die Kindheit und Jugend von Johann Sieberer, dem unehelichen Sohn einer Wäscherin aus Kitzbühel. Es ist schon verblüffend, wie die Karriere das jungen Mannes ohne Perspektive zu einer der glänzendsten Laufbahnen im ausgehenden Kaiserreich wird. Immer wieder wird dabei die nicht restlos geklärte Vaterschaft ins Spiel gebracht. Aber schlussendlich ist es auch egal. Der junge, aufstrebende Mann legt eine echte Karriere hin: vom zweiten Sekretär von Erzherzog Albrecht zum Generalinspektor der Versicherungsgesellschaft „Österreichischer Phönix“. Damals hatte ein solcher Direktor noch eine namhafte Beteiligung am Gesamtumsatz… Kurz: Johann Sieberer wurde im Laufe seines Lebens reich. Richtig reich. Er ließ seinen Wohlstand in der Wiener Gesellschaft durch zahlreiche rauschende Feste auch erkennen.
Als der nun zum Freiherrn erhobene Sieberer alt wurde, wandte er sich von der „Society“ ab. Er übersiedelte nach Innsbruck und wurde zum bedeutendsten Gönner der Tiroler Landeshauptstadt.
Er ließ mehrere soziale Großbauten wie das Greisenasyl und das Waisenhaus (1886-1889) für je 100 Mädchen und Knaben errichten und unterstützte andere öffentliche Bauten wie die Errichtung der Türme der Jesuitenkirche (1901) oder den Vereinigungsbrunnen im Jahr 1904.
1908/09 ließ er das für damalige Verhältnisse sehr moderne Kaiser-Franz-Joseph-Jubiläums-Greisenasyl für 200 alte Menschen errichten. Es war eine der modernsten Einrichtungen seiner Zeit. Am 29. August 1909 wurde von Kaiser Franz Joseph persönlich das Greisenasyl eingeweiht.
Er stattete seine großzügigen Bauten auch immer mit einem hochdotierten Fonds aus, um die laufenden Kosten abzudecken. Diese Idee wurde aber im Wesentlichen in der Inflation der frühen 1920-er Jahre vernichtet. Einige Zinshäuser in Wien wurden aber erst viel später verkauft. Nach heutigem Geld überließ und schenkte der edle Spender insgesamt eine Summe von ca. 150 Millionen Euro der Stadt Innsbruck.
1909 wurde er Ehrenbürger der Stadt Innsbruck. 1910 wurde Johann von Sieberer in den Freiherren-Stand erhoben. Er starb am 27. April 1914 in Innsbruck und ist in der eindrucksvollen Gruft in „seiner“ Schule im Saggen beigesetzt.
(Alle Bilder: Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck)