Ein Roilo’sches Madonnenrätsel in Auflösung
Die Pradler- und -innen und andere Kenner und Sympathisanten des Stadtteils haben natürlich fleißig mitgerätselt beim Roilo’schen Madonnenrätsel. Und siehe da, die Auflösung wurde schnell gefunden: Pradler Straße 25a. Baulich ist das Eck spannend, man erahnt es schon aus den Kommentaren heraus – ein gründerzeitliches Gebäude mit eher urbanem Charakter – direkt neben der grünen Wiese! Eine von mir immer wieder mit Erstaunen zur Kenntnis, dass es sowas gibt, mitten in der Stadt! Pradl macht’s möglich.
Was gibt es sonst zum Gebäude zu sagen? Errichtet im Jahr 1912, trägt es Elemente von Jugend- und Heimatstil in sich, Planer war ein gewisser Simon Tommasi (der ist uns hier schon einmal untergekommen, seine Vorliebe für verzierte Erker ist unverkennbar). Interessant ist das Eck auch aus städtebaulicher Sicht. In der Österreichischen Kunsttopographie lesen wir zu diesem Abschnitt der Pradlerstraße folgendes:
Die Verbauungspläne des südlichen Bereiches bis zur Amraser Straße […] blieben infolge der beiden Weltkriege zum Teil in den Anfängen stecken. So war gegenüber dem die Straße gegen Westen erweiternden Kirchplatz (Pradler Platz) eine Anlage in Art des Haydnplatzes geplant, von der aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg nur die Häuser Nr. 23 und Nr. 25A erhalten sind; die dazwischenliegende Ecke wurde nach Bombenschaden, die weitere Straßenfront in Abänderung des ursprünglichen Planes mit fünfgeschossigen Nachkriegsbauten ausgeführt.
(Johanna Felmayer, Die profanen Kunstdenkmäler der Stadt Innsbruck ausserhalb der Altstadt (Österreichische Kunsttopographie 45), Wien 1981, S. 451.)
Mein Dank ergeht an Herr Roilo für das Zur-Verfügungstellen der Bilder. Das Rätselfoto entstand bei einem Spaziergang am 31. November 2024, das hier gezeigte Auflösungsbild wurde im Jahr 2017 aufgenommen.
Da war ich garantiert noch nie in meinem Leben. Auf der anderen Seite der großen Freifläche schon, und ich war genau so überrascht, daß es so etwas noch gibt. Gehört das dem Bauern an der Gabelsbergerstraße? Dessen Grundstück ist ja auch kaum bebaut, man kann, dat Jenaue auslassend, von einem freien Raum von 32.000 m² und 700 m Umfang sprechen. Auch gegen Süden haben die Bewohner der Nr. 25a noch viel Luft vor der Nase. Und eine verkehrsarme Sackgasse außerdem.
Dann ist es Zeit, Herr Hirsch, sich wieder einmal nach Pradl zu bewegen!
Zu den beiden großen Grundstücken: Östlich der (mittleren) Gabelsbergerstraße liegt der Hörtnaglhof, westlich der Stamserhof (Familie Plattner)
Verkehrsarme Sackgasse stimmt (das Ende der Sackgasse entlang der Hausfront bis zum Drahtzaun des Stamserbauern ist nur mehr Parkplatz), aber leider haben die Bewohner von 25a nach Süden keine Luft mehr vor der Nase, die Grünflächen aus meiner Jugendzeit hinter dem Widum, der alten Volksschule und vom Vögele sind alle verbaut und diese genannten drei Häuser sind auch neuen Bauten gewichen.
Habe jetzt eine Weile gesucht, ich wusste, dass in irgendeinen Beitrag ein Bild gab, in dem man diese Sackgasse zum Haus 25a sieht, aber auch das obenerwähnte Pradler Widum und ein kleines Stück der alten Pradler Volkschule: https://innsbruck-erinnert.at/es-war-einmal-ein-lattenzaun/
Im Erdgeschoß dieses Hauses links wohnten bis 1934 mein Großvater und meine Großmutter (Welzl Josef & Lidwina). Meine Großmutter hat mir immer vom „Tuscher – Haus“ erzählt. So nannte sie dieses Gebäude. Es war im Winter darinnen sehr kalt , die Eisblumen verzierten die Fenster an den Innenseiten. Meine Großeltern wie auch mein Onkel und meine Mutter waren Stammkundschaft in der Bäckerei Roilo.
Vielen Dank, Herr Welzl, dass Sie die Bäckerei Roilo erwähnen. Ja, die war in der Pradlerstraße 15, also ums Eck, hier bin ich aufgewachsen. Damals ging man um Brot zum Bäcker, ein paar Lebensmittelläden wurden von der ETAB beliefert und die Therese Mölk errichtete im Laufe der Zeit einige Filialen, leider auch in der oberen Pradlerstraße. Somit war die ETAB und die Mölk ein rotes Tuch für meinen Großvater. Wir hatten nur einen Holzbackofen, die Sortenauswahl war, wie überall, nicht besonders groß, es wurde einmal in der Nacht gebacken und nur so viel, wie bis zum Abend verkauft werden konnte. Sollte doch etwas übriggeblieben sein, wurde das Weiße zu Knödelbrot und Semmelbrösel verarbeitet, Schwarzbrot bekamen die Kapuziner für die Armensuppe. Von den frischen Semmelen träume ich noch heute – so etwas gibt es nicht mehr!
Zurück zum Haus Pradlerstraße 25a: Dieses Auflösungsfoto habe ich mit einer Email an Frau Fritz gesandt, die ich nun hierher kopieren möchte, da darin auch der Name „Tuscherhaus“ erwähnt wurde:
Sende Ihnen wie von Ihnen gewünscht das Auflösungsbild und einen Link dazu. Es geht also um die Pradlerstraße 25 a
https://postimg.cc/1VhhK8RM
Dieses Bild habe ich bereits im Jahre 2017 aufgenommen, man sieht rechts die Wiesen und den Stadel des Stamserhofes der Familie Plattner, sowie rechts davon den Lodronischen Hof.
Die beiden Rätselbilder schoss ich am letzten Samstag, 30.11.2024. Ich machte einen Ausflug nach Pradl, um mir am Pradlerplatz den Adventmarkt anzuschauen. Seit langer Zeit sah ich dabei wieder einmal die Schützenkompanie Pradl, dabei dachte ich mit Wehmut an die Pradler Musikkapelle früherer Zeiten!
https://earth.google.com/web/@47.26720758,11.40877687,578.71452635a,85.0785992d,35y,-76.16823332h,60.0002363t,0r/data=CgRCAggBOgMKATBCAggASg0I____________ARAA
Allzuviele Innsbrucker werden noch nicht in diese Sackgasse gekommen sein, mit der die Stadtplanung Größeres vorhatte, gestoppt vom Stamserbauern. Wie wird das mit diesem riesigen Grundstück weitergehen, nachdem der Altbauer verstorben ist?
Zu meiner Zeit in Innsbruck gehörte das Haus dem Schneidermeister Franz Tuscher. Im Parterre wohnte mein bester Freund, der Rabitsch Adi. Dessen Vater Anton kam „aus dem Reich“, heiratete die Berta Egger und eröffnete im Pallhuberhaus Pradlerstraße 3 ein Geschäft für Kurzwaren. Mit dem Einrücken zur Wehrmacht wurde das Geschäft geschlossen, bald darauf ist er gefallen. Frau Rabitsch fing nach dem Krieg neu an, aber nicht mehr in der Pradlerstraße sondern im Pradler Jugendheim Reichenauerstraße 15. Später übernahm mein Freund Adi das Geschäft und übersiedelte in die Pembauerstraße ins Eckhaus zur Egerdachstraße. Er betrieb es bis zu seiner Pensionierung. Eine Pradler Firmengeschichte!
Ich nehme an, dass Frau Stepanek das Haus bald einmal entdecken wird!
Mit lieben Grüßen
Manfred Roilo
Obwohl ich nie „drin“ war – weder im Tuscher-Haus selbst noch im Gaßl davor- so sehe ich es doch ständig. Oder zumindest die Nordseite des Daches mit den 2 schmäleren Kaminaufsätzen links und rechts und den fast doppelt so breiten in der Mitte. Vom Küchenfenster aus. Und vom Erker sehe ich einen obersten Balkon auch noch – den östlichen – herausschauen.
Und ich getraue mich zu wetten, daß der Bauplan des Hauses sich nicht wesentlich von jenem der (mittlerweile ab- gerissenen Häuser Egger Lienz Straße 12 – 18 unterscheidet:
Parterre: Zimmer – Kabinett – Küche/Speis, WC,
Stockwerke: 2 Zimmer – Küche/Speis,WC
(wobei mir erinnerlich ist, daß mit dem Einzug eines Kühlschranks die Speis zum Bad umgebaut wurde.
Den Kaminen nch wären zumindest also die Küchen, bezw. die jeweils mittleren Zimmer, bezw.Kabinette (im EG) heizbar gewesen – die jeweils äußeren (an der unisolierten Feuermauer eines freistehenden Hauses!) eher nicht…
Daß dieses Haus auch in der Österreichischen Kunsttopographie -Innsbruck – Profanbauten 2. Teil -auf Seite 452 (Text) und Seite 453 (Abbildung 465) aufscheint, sei hier nur der Vollständigkeit halber erwähnt:
(Für alle, welche das Buch nicht zur Hand haben – eine Lese=…und für mich eine Schreib=Übung):
„Aus dem barocken Stadthaus weiterentwickeltes viergeschossigesspäthistoristisches Haus mit Heimat- und Jugendstilelementen in der Art des Baum,eisters SIMON TOMMASI.
Vier Achsen, die äußeren durch Breiterker bzw. seichte vierseitige Polygonalerker betont und über einem niederen Mansardengeschoß, das über der Mitte von einem geschwungenen Giebel abgeschlossen wird, mit Kuppelhauben bekrönt. Die Erker der Obergeschosse sind durch geschnitzte Fensterpfosten und Fachwerkdekoration in ländlichem Charakter gehalten. Das schmale mittlere Eingangsportal ist mit den seitlichen Fensterndurch einen zu einem geschweiften Giebel aufgebogenes verdachtes Gesims zusammengeschlossen und mit Anklängen an den Jugendstil gestaltet. Ein ähnliches Motiv ist im ersten Obergeschoß wiederholt und mit mittlerer barockisierender Stuckkartusche und Mariahilfmosaik versehen. – Im stiegenhaus Treppengeländer mit Jugendstilmotiven. Baudatum im Treppenhausboden.“
(Ich stelle mir immer mit Vergnügen vor, wie „atemberaubend modern“ diese Häuer auf die Leute im allgemeinen und die Alt-Pradler im besonderen damals gewirkt haben müssen….)
Und daß man nicht einmal von der Ecke des (neuen) Pfarrwidums aus daß Maria-Hilf_Bild sehen kann, sei nur am Rande gesagt.
Eigentlich – Herr Roilo! – sollten wir Herrn Hirsch sagen, er möge an einem sonnigen Wintertag (wie heute) doch das „Fackengaßl“, also die Gabelsbergerstraße von der Amthorstraße herunter gehen – an der Ostseite des Plattnergrundes – denn da sieht er nicht nur mit dem Plattnerhof „Beim Stamser“ (samt südlich vorgelagertem Stadel), dem ehemaligen Gasthof „Lodronischer Hof“ und dem Leopardischlößl auch gut nach Westen, nach links hinüber, zum Tuscherhaus –
– und sieht, daß es jetzt durch ein großes, breites und hohes Fenster in der Mitte der Dachfläche (und 2 kleinere Fenster unter den Erkerhauben) jetzt „4stöckig“ bewohnt ist – weil vom Sackgaßl aus würde er das wohl nicht sehen,,,,
Aber wann das ausgebaut wurde – übrigens auch ein bißchen nach Norden – keine Ahnung! Im Sommer sind ja stets die belaubten Bäume, bezw. eine Lärche, davor, wenn ich hinüberschaue…
Das sieht man es: https://earth.google.com/web/@47.26729722,11.40901799,594.37629738a,66.43843212d,35y,0.00170002h,60.0005174t,359.99869506r/data=CgRCAggBOgMKATBCAggASg0I____________ARAA
Noch zu den Eisblumen an den Fenstern: Das war damals die Normalität, damals, als im Winter nur in der Küche angefeuert wurde und alle anderen Zimmer mehr oder weniger kalt waren.
Ich hatte mit meinem Zimmer in der Pradlerstraße 15 Glück: Herrliche Eisblumen im Winter, den Stepanekgarten im Sommer! Dahinter die ganze Pracht der Nordkette!
Gerade ist wieder einmal der Beitrag https://innsbruck-erinnert.at/kaum-zu-glauben/ aufgetaucht. Man sieht hier schön, wie verloren die beiden gründerzeitlichen Häuser mit eher urbanen Charakter, nämlich Pradlerstraße 23 und 25a, herumstanden.