Ein blühendes Haus
In unmittelbarer Nähe der Triumphpforte befindet sich das farbenfrohe Jugendstilhaus in der Leopoldstraße 2. Jedes Mal, wenn ich daran vorbeigehe, bleibe ich kurz stehen – der Affe mit Sonnenkopf, die langnasigen Groteskenmasken und die nach den Früchten greifenden Putti schaffen es immer wieder, mir ein kleines Lächeln ins Gesicht zu zaubern.
Das Haus wurde Anfang des 19. Jahrhunderts zunächst zweigeschossig erbaut. Im Jahr 1873 ließ der Stadtapotheker Franz Winkler ein drittes Geschoss hinzufügen. Um die Jahrhundertwende beauftragte der Rechtsanwalt Dr. Josef Winkler eine Umgestaltung der streng gegliederten Fassade mit farbig leuchtenden Jugendstil-Elementen. Dieses bis heute gut erhaltene Dekor wurde nach Plänen des Münchner Architekten Anton Bachmann ausgeführt, der sich stark an der damals modernen Jugendstilarchitektur seiner Heimatstadt orientierte. So lassen sich beispielsweise Parallelen zum nur vier Jahre zuvor entstandenen Jugendstilhaus in der Ainmillerstraße 22 in München erkennen, bei dem eine ebenso strenge Fassadengliederung mit dekorativen Masken und stilisierten Blumen kombiniert wurde.1

(Stadtarchiv / Stadtmuseum Innsbruck: Ph-22938, Okt. 1988)
Während die Sockelzone steinverkleidet ist und keine Schmuckelemente aufweist, kommt die Sehnsucht nach Natur bereits im ersten Geschoss zum Ausdruck. Innerhalb quadratischer Felder über den Fenstern sind leicht variierende Blumen- und Blattmotive in geometrisch abgerundeter Sternform zu erkennen. Vertikale Lisenen gliedern die Fassade und ziehen sich vom ersten bis zum zweiten Geschoss, wo sie in grotesken Kapitellmasken enden. Einige dieser von Ranken umrahmten Masken blicken mit leerem, leblosen Blick in die Ferne, andere tragen ein zufriedenes Lächeln, während wieder andere das Gesicht verziehen, als hätten sie gerade in eine Zitrone gebissen. Zwischen ihnen befinden sich plastische Stuckelemente stilisierter Sonnenblumen und Dolden, die sich wie gold-grüne Fächer über die Fenster öffnen – fast wie Pfauenfedern.
Das dritte Geschoss wird durch ein horizontales Gesims von den darunterliegenden Stockwerken abgegrenzt, darüber erstreckt sich ein Wald aus Weinstöcken, Eichen- und Feigenbäumchen. In diesem Wald flattern Vögel und klettern Affen, die von den Früchten der Bäume naschen, und auch kleine Putti bedienen sich an den saftigen Weintrauben. Man braucht nur kurz anzuhalten und den Blick hinaufzurichten, und schon öffnet sich an der Fassade dieses blühenden Hauses eine lebendige Welt, in der immer Frühling ist.


(Stadtarchiv / Stadtmuseum Innsbruck: Ph-22937, Okt. 1988)
Autorin: Muriël Robbers
(Stadtarchiv / Stadtmuseum Innsbruck: Ph-22936, Okt. 1988)
- Franziska Tsitos-Lettner, Jugendstilarchitektur in Innsbruck (phil. Diss.), Innsbruck 1982, 141-143 ↩︎
Eines meiner Lieblingshäuser in Innsbruck. Hast du schon Tänzer und die Madonna gesehen?
Mei na, der gute alte African Safari Club. Mit dem war i amal in Kenia, des war klasse ! In Laner Walterle sei Herz muß doch hüpfen, wenn er des Foto sieht.
Bitte um Verzeihung, dass das jetzt nicht direkt zum abgebildeten Haus gehört, sondern zum Text, in dem vom „Triumphbogen“ die Rede ist. Natürlich weiß man, was mit dem Triumphbogen gemeint ist, aber der gewissermaßen offizielle Name dieses Bogens ist doch wohl „Triumphpforte“. Oder gibt es gar keinen „offiziellen“ Namen?
Da haben Sie natürlich völlig recht. Zwar handelt es sich bei der Triumphpforte um den einzigen Triumphbogen Innsbrucks, dennoch lautet ihr offizieller Name ‚Triumphpforte‘. Ich habe es im Text korrigiert – vielen Dank für den Hinweis!