Die Kohmen Sümpfe (Abessinien Teil 8)
„Durch Hornsignale des drolligen kleinen Knappen wurde die ganze Umgebung von unserem Kommen unterrichtet.“ (Auszug aus dem Tagebucheintrag vom 05.01.1930)
Nach einigen Tagen zu Pferde erreichten unsere Reisenden die Kohmensümpfe. Hammerle beschrieb sie als eine Landschaft, die aus der Ferne wie eine harmlose Wiese aussah, aber für Fremde unpassierbar war. Die Einheimischen, so Hammerle, durchquerten die Sümpfe in Einbäumen auf versteckten Kanälen, um zu ihren Siedlungen zu gelangen. In Kriegszeiten ließen hunderte Ortsfremde hier ihr Leben.
Unsere Reisenden wurden jedoch von einem Abgesandten des dortigen Landeschefs abgeholt und geführt. Mit ihm kam der kleine Trompeter, welcher die Menschen rund um heranrief und den Reisenden damit ein feierliches Willkommen bereitete.
Da für den nächsten Tag eine Rast zur Entlastung der Tragtiere vorgesehen war, machte sich Erwin Hammerle auf zu einer Bergtour. Er bestieg den nächstgelegenen, typisch vulkanischen Kegelberg bis auf 3020 m Höhe. Von dort hatte er einen herrlichen Blick auf die Sümpfe.
Als ihm das Wasser ausging und der Hunger kam, machte er sich auf den Rückweg, um sich im Lager bei Schallplattenmusik und Sonnenuntergang auszuruhen.
Am Abend kamen Einheimische mit Gastgeschenken (mehrere Hühner, ein Schaf, ein Ochse und etwa 300 Fladenbrote). Der Ochse wurde der Mannschaft zu ihrem Weihnachtsfest am 07.01., 14 Tage nach dem unseren geschenkt.
Die Reise ging weiter durch hügeliges Land, Grassteppen und unübersichtlichen Buschwald nach Lekempti. Dort wartete man 10 Tage auf die ungewöhnlich verspätete Ankunft von Herrn Schmid.
Am 21.01. erhielten sie jedoch eine Nachricht von Herrn Schmid. Er war mit dem Auto nicht weitergekommen und wollte mit Maultieren abgeholt werden. Die Nachricht war schwer zu entziffern, da die Telegramme in amharischer Sprache von Poststation zu Poststation telefonisch übermittelt wurden. Schließlich wurde eine Hilfskarawane losgeschickt, um Herrn Schmid abzuholen.
Was Herr Schmid mitbrachte und wie die Reise weiter ging erfahren Sie nächsten Mittwoch.
Amelie Sturm
(Stadtmuseum/Stadtarchiv:SammelA501, Ph-Pl-3034)
(Der Chomen-Sumpf existiert heute nicht mehr, da er bei Bau des Finicha’a Damm geflutet wurde. Heute befindet sich dort der Finicha’a See/Chomen-See.)