Dichterfürst in luftigen Höhen
Im September 1786 machte Johann Wolfgang von Goethe am Weg nach Italien kurz in der Tiroler Landeshauptstadt Station. Am Brenner angelangt, notierte er:
„Innsbruck liegt herrlich in einem breiten, reichen Tale zwischen hohen Felsen und Gebirgen. Erst wollte ich dableiben, aber es ließ mir keine Ruhe. Kurze Zeit ergetzte ich mich an dem Sohne des Wirts, einem leibhaftigen Söller. So begegnen mir nach und nach meine Menschen. Das Fest Mariä Geburt zu feiern, ist alles geputzt. Gesund und wohlhäbig, zu Scharen, wallfahrten sie nach Wilten, einem Andachtsorte, eine Viertelstunde von der Stadt gegen das Gebirge zu. Um zwei Uhr, als mein rollender Wagen das muntere bunte Gedränge teilte, war alles in frohem Zug und Gang.“
Vermutlich hätte er nicht zu Träumen gewagt, dass ihm 100 Jahre nach seinem Tod, eben dort – „zwischen hohen Felsen“ – ein spektakulärer Weg gewidmet werden sollte. Und doch sollte es so kommen. Anfang Juli 1932 erhielt der zwei Jahre zuvor eröffnete „Innsbrucker Höhenweg“ den Namen „Goetheweg“. Aus diesem Anlass hatten sich zahlreiche Festgäste am Hafelekar eingefunden, darunter Innsbrucks Bürgermeister Franz Fischer. Sie enthüllten ein Gedenktafel, auf der sich neben der Bezeichnung „Goethe-Weg“ auch ein Faustzitat findet. Unser Titelfoto zeigt die Teilnehmer der Feier vor der Tafel.
In der Lokalpresse stieß die Namensgebung auf Begeisterung. So schrieb etwa der Tiroler Anzeiger am 7. Juli 1932: „Wahrlich, kein herrlicheres Denkmal hätte die Stadt dem größten deutschen Dichter setzen können. Jeder Schritt bringt neue Ueberraschung, neue Szenerien, immer neues Licht und andere Farben, stets wechselnde Bilder und Eindrücke von berauschender Schönheit und überwältigender Großartigkeit bieten sich dem Auge.“
Mehr über die wechselvolle Geschichte des Goethewegs können Sie in der neuen Ausgabe von „Zeit – Raum – Innsbruck“ (Bd. 16) nachlesen.
(Foto: Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck)