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Der Zauberkünstler Frascati, Teil 2

Der Zauberkünstler Frascati, Teil 2

Nach dem erfolgreichen Auftritt bei dem im ersten Teil des Artikels erwähnten Volksfest, fasste Willy Mair den Entschluss, in Zukunft als Berufs-Zauberkünstler tätig zu sein. Es gab allerdings zahlreiche Anfangsschwierigkeiten. Niemand wollte ihn als Zauberer engagieren, da er über keine Berufserfahrung verfügte. Über diese Startprobleme erzählte er in den Innsbrucker Nachrichten vom 31. Dezember 1938 Folgendes: „Von der ersten schweren Zeit meiner neuen Tätigkeit möchte ich nicht viel erzählen. Es kostete einen Kampf, um auch nur in dem bescheidensten Lokale anzukommen, wo ich hinkam, tönte mir nur eine Frage entgegen: „Haben Sie Empfehlungen, Kritiken? Wo haben Sie schon mit Erfolg gearbeitet?“ […] Es mag wohl sein, daß in unserem Heimatlande solchen „Künstlern“ wenig „künstlerischer“ Wert zugemessen wird und daß ein Teil der Bevölkerung darin nur einen Schwindel im schlechten Sinne sah. Jedenfalls gelang es mir auf heimischem Boden am schwersten, Fuß zu fassen.“

Doch Willy Mair, der sich recht bald den Künstlernamen Frascati zulegte, ließ sich nicht entmutigen und suchte nach Möglichkeiten, seinen Berufswunsch doch noch zu verwirklichen. Dann erfuhr er vom „Magischen Zirkel“ in Deutschland und das Blatt wendete sich. Willy Mair berichtete darüber Folgendes: „Durch Zufall erfuhr ich vom „Magischen Zirkel“ in Deutsch­land, der Berufs- und Amateurzauberer in sich vereinigt. Ich fuhr ins Reich. Nach bestandener Prüfung wurde ich Mitglied des „Magischen Zirkels e. V. Reichstheaterkammer, Fachschaft Artistik, Berlin“. Jetzt begann erst die fachwissenschaftliche Ar­beit. Ich erlebte den ersten Weltkongreß der Zauberer und wurde sowohl als Künstler wie auch als Tiroler gefeiert. […] Daheim waren die Verdienstmöglichkeiten noch immer gleich Null, ich suchte mir daher ein Betätigungsfeld in Deutschland und hatte Erfolg, in der Schweiz ebenfalls. In darauffolgender Zeit beteiligte ich mich bei verschiedenen Kongressen, wurde Preisträger in Berlin und Budapest. Der „Völkische Beobachter“ schrieb u. a.: „… auch das Ausland sandte die Besten, wir staunen über das Können Mair-Frascatis, eines Tirolers.“ […] Ich muß gestehen, gerade diese Kritiken mit dem betonten Tirolertum brachten mir zum Bewußtsein, daß ich wahrscheinlich der einzige Zauberkünstler aus Tirol bin, obwohl sonst in jedem Kunstzweig, auch beim Film, Theater, Musik usw. Tiroler einen Namen haben. Ich wollte nun meinerseits als Jünger der magischen Kunst, überall wo es möglich war, meine Heimat vertreten. Wann und wo immer ein Kongreß der aus aller Welt kommenden Zauberer stattfand, konnte man unter den Festfahnen der Nationen auch die Tiroler Fahne sehen, ich war stolz darauf, trotzdem ich in meiner eigenen Heimat fast unbekannt war. Ich hatte in den letzten Jahren Gelegenheit, elf Nationen etwas „vorzuzaubern“, sogar in Niederländisch-Indien kennt man den Zauberer Frascati.“

Ein halbes Jahr nach diesem Bericht erschien am 29. April 1939 in den Innsbrucker Nachrichten ein kurzer Artikel in dem ebenfalls von den beruflichen Startschwierigkeiten des Zauberkünstlers berichtet wurde. Aus dem Artikel erfährt man aber auch, dass Willy Mair bereits in der Zwischenkriegszeit ein Anhänger des Nationalsozialismus war. „Frascati ist nicht „irgendein“ Zauberkünstler, Frascati ist ein Mann von Format. Daß er Tiroler ist, macht ihn besonders wert. Mit großer Neigung hatte er sich schon früh der „magischen Kunst“ verschworen, der er in jahrelanger zäher Arbeit Stück um Stück abrang, bis er heute zum gefeierten Zauberkünstler wurde, nicht nur bei uns in Tirol, sondern darüber hinaus im ganzen Großdeutschen Reich. Kampf und Entbehrungen zeichneten seinen Weg. Wurde er doch als Nationalsozialist in der Systemzeit wegen seiner Einstellung verfolgt und mußte eine Untersuchungshaft auf sich nehmen. Nach der Machtübernahme freilich wurde es besser und nun ist Frascati in vielen Veranstaltungen der DAF [Deutsche Arbeitsfront] der vielbestaunte und vielbewunderte „Künstler der Magie“.

Das Titelbild zeigt Willy Mair bei der Vorführung eines Zaubertricks. Das Foto ist in den Innsbrucker Nachrichten vom 3. Februar 1942 erschienen.

Im dritten Teil des Artikels, der am 24. Mai 2023 veröffentlicht wird, erfahren Sie, ob sich der berufliche Erfolg des Zauberkünstlers Willy Mair nach dem Jahr 1939 fortsetzte.

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