Der Tiroler Künstler Emanuel Raffeiner
Das Titelbild zeigt ein Porträt des vielseitigen Tiroler Kirchenmalers Emanuel Raffeiner, der am 9. April 1881 als Sohn des Bildhauers und Altarbauers Clemens Raffeiner in Schwaz geboren wurde. Nach dem Besuch der Innsbrucker Gewerbeschule in den Jahren 1897 bis 1898 wurde Emanuel Raffeiner Schüler der Nazarenermaler Heinrich Kluibenschedl und dessen Lehrer Albrecht Steiner von Felsburg. Gemeinsam mit Heinrich Kluibenschedl arbeitete Raffeiner an den Fresken in der Pfarrkirche Silz. Von 1902 bis 1905 studierte er dann bei Carl Martin von Feuerstein an der Akademie der bildenden Künste in München. Ihm assistierte Raffeiner in den Jahren 1904 bis 1905 bei der Ausgestaltung der deutschen Kapelle der Basilika des Heiligen Antonius in Padua mit Fresken. Ab dem Jahr 1914 war der Künstler in Innsbruck ansässig. Er schuf zahlreiche Altarbilder, Portäts, religiöse Bilder und Fresken für Tiroler Kirchen.
In Innsbruck wurde Emanuel Raffeiner mit der Ausgestaltung der Kuppel der Kreuzkapelle am Bergisel – die im Jahr 1912 nach Plänen von Hans Menardi erbaut wurde – beauftragt. Im Allgemeinen Tiroler Anzeiger vom 28. Februar 1916 wurden in einem kleinen Artikel die Skizzen, die der Künstler für diesen Auftrag anfertigte, sehr positiv besprochen: „Das Kuppelgemälde in der Berg Isel-Kapelle. Die kleine Kapelle droben auf dem Berg Isel mit dem Bachlechnerischen Kruzifix erhält nun endlich ihre malerische Ausschmückung. Oberstleutnant Hans Weiskopf des 1. Tiroler Kaiserjäger-Regiments hat einem der hervorragendsten Tiroler Kirchenmaler, Emanuel Raffeiner, die Arbeit zugewiesen. Für das Kuppelgemälde ist die Skizze nun vollendet und zeigt Werte von überraschender Größe. Die Kreisfläche ist im Dreiklang gehalten, über dem Kruzifix schwebt Gott Vater in den Wolken, umgeben von seinen göttlichen Attributen; Zu beiden Seiten sind Kampfszenen. Rechts neben den Wolken sieht man einen sterbenden Kaiserjäger, den ein tröstender Engel zum Himmel weist. Und dahinter einen modernen Schützengraben, von wo aus die Kaiserjäger einen welschen Angriff zurückschlagen und den Feind in den Abgrund stoßen. Ueber dem Abgrund schwebt der Tiroler Adler im grünen Kranz. Auf der einen Seite ist eine Kampfszene aus 1809. Gott Vater am nächsten kniet Andreas Hofer mit der Tiroler Fahne, Haspinger und andere, die dem Herrn für die Gnade des Sieges danken. Dahinter kämpfen Bauern, wälzen Steine in die Schlucht, die der Feind passiert. Das Rundgemälde spricht, in ganz klarer und deutlicher Weise den Dreiklang: Gott, Kaiser und Vaterland aus. Die, Linienführung und die Farbe ist edel, ruhig und entbehrt nicht eines deutlichen Stiches in das Monumentale. Man sagt nicht zu viel, wenn man das‘ Gemälde als eine wesentliche Bereicherung der Tiroler Kunst anspricht. Die Wirkung ist groß und für jedermann sofort fühlbar. Sie ist auch erhebend und vor allem getragen von der ruhigen Sicherheit der Kraft und des Sieges. Die Skizze gelangt demnächst in Innsbruck zur Ausstellung.“
Die folgende Abbildung zeigt die Bildseite einer Postkarte für die als Motiv das Kuppelfresko Emanuel Raffeiners ausgewählt wurde.

Über die Fertigstellung des Kuppelfreskos wurde im Allgemeinen Tiroler Anzeiger vom 25. Oktober 1916 unter anderem Folgendes berichtet: „Die Kreuzkapelle auf dem Berg Isel war in den letzten Tagen der Anziehungspunkt zahlreichen Innsbrucker Publikums. Allgemein konnte man über diese neueste Sehenswürdigkeit unserer Vaterstadt nur Worte der vollsten Anerkennung hören. Emanuel Raffeiner hat mit dem herrlichen Deckengemälde in der Kreuzkapelle seinem Namen alle Ehre gemacht und wir können mit berechtigtem Stolze auf diese neueste Schöpfung eines Tiroler Künstlers hinblicken.“
Emanuel Raffeiner starb am 15. März 1923 in Innsbruck.
(Stadtarchiv Innsbruck Ph-26443, Bi-30870)
Sehr beeindruckend ist auch Raffeiners Ausgestaltung der Pfarrkirche Arzl i.P.