Der Bau der Nordtiroler Eisenbahn – Die Brixlegger Innbrücke
Zur Innbrücke in Brixlegg existiert bereits eine kleine Beitragsreihe, die sich mit der Errichtung und dem weiteren Schicksal der zweiten großen Eisenbahnbrücke über den Inn befasst. Auch im Erinnerungsalbum nimmt dieses Bauwerk aufgrund seiner Bedeutung einen eigenen Eintrag ein, insbesondere der Bau der Brücke wird dort außergewöhnlich detailliert beschrieben.
Auch wenn der Text aus heutiger Sicht etwas langatmig wirkt, soll er hier bewusst vollständig wiedergegeben werden. Er vermittelt einen sehr anschaulichen Eindruck von den damaligen Bauarbeiten, der in dieser Form wohl nur selten online zu finden ist:
„Die zweite Brücke über den Inn ist jene zu Brixlegg. Da der Fluss von Innsbruck bis Brixlegg durch die Aufnahme mehrerer bedeutender Bäche, worunter vorzüglich der Zillerbach zu nennen ist, an Wassermenge sehr zugenommen hat, wurden der Brixlegger Brücke, welche ebenfalls massiv ausgeführt ist, 5 Oeffnungen gegeben. Auch diese Brücke überschreitet den Fluss schief, so dass der Schrägungswinkel 26 Grad misst. Die Oeffnungen sind in der Richtung der Bahnaxe 66 Fuss weit, und haben eine Pfeilhöhe von 11 Fuss. Die Gewölbsdicke am Schlusse beträgt 3′ 9″ und jene am Anlaufe 4′ 9″. Die Mittelpfeiler sind am Gewölbsanlaufe 10 Fuss stark und auf beiden Langseiten um 1/22 geböscht. Die ganze Brücke ist aus Quadern von den röthlichen Marmorsteinen der Felsentrümmer in der Hagau und nur die Gewölbskränze und das Krönungsgesims sind aus den weissen Steinen zunächst Kramsach gearbeitet. Sämmtliche Pfeiler stehen auf pilotirten Grundrösten, deren obere Fläche zwischen 5 und 7 Fuss unter dem niedrigsten Wasserstande des Flusses liegen; die Fundirung der Pfeiler wurde hinter Fangdämmen, wozu auch beim vierten Mittelpfeiler die Falzbürstenwände benützt werden konnten, nach Trockenlegung der Baugrube mittelst der bereits bei der Innsbrucker Brücke benützten Dampfmaschine bewerkstelligt. Der Bau dieser Brücke begann mit den Pilotirungsarbeiten und mit der Herstellung der Falzbürstenwände für den vierten Mittelpfeiler und das rechtsseitige Widerlager im Monate November 1854, und die sämmtlichen Fundamentsarbeiten an dieser Brücke wurden im Monate März 1856 beendet, nachdem auch hier bloss die Herbst- und Winterzeiten einschliesslich des Monats März benützt werden konnten. In den Monaten Dezember und Jänner 1856 wurde die Aufstellung der Gewölbsrüstungen vorgenommen, sodann noch in der zweiten Hälfte dieses Monats die Wölbung begonnen und diese am 17. März 1857 mit Versetzung des Schlusssteines in der mittleren Brückenöffnung geschlossen. Die Versetzung der Quadersteine wurde auch hier, wie bei der Innbrücke nächst Innsbruck, mit Anwendung eines Laufgerüstes und mehrerer Kraniche bewirkt. Mit der Brücke steht am linken Innufer die Durchfahrt für den Weg nach Kramsach in unmittelbarer Verbindung und auf der rechten Seite reichen die Flügelmauern bis in das Hochufer.“

Ein Foto aus unserem Bestand, das die Brücke noch im Originalzustand zeigt, soll hier zum Vergleich mit der Lithografie ergänzt werden und helfen, ein besseres Gefühl für die Dimensionen und die architektonische Wirkung dieses Bauwerks zu vermitteln.
Für die weitere Geschichte und die späteren Veränderungen der Brücke darf an dieser Stelle auf die bereits erwähnte Beitragsreihe verwiesen werden.
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Bi-k-652_21, KR-PH-164)