Das letzte Halali
Ein Gasthaus, das noch in unserer Serie gefehlt hat, ist das leider nicht mehr bestehende Hellenstainer. Oder Hellensteiner? Nicht einmal das Adressbuch der Landeshauptstadt war sich immer sicher, wie man die Besitzerfamilie schrieb. Auch die Zeitungsberichte schrieben mal so, mal so. Die Hellenstainers entstammten einer bekannten Tiroler Gastwirtefamilie, die auch in Meran und im Pustertal Hotels betrieb.
Auf die Beliebtheit des Gastgartens hatten diese orthografischen Spitzfindigkeiten keinen Einfluss. Man kann seine Größe und die beschauliche Ruhe heute noch erahnen, wenn man einen Blick in den Innenhof des Wiltener Quaders Andreas-Hofer-Müller-Speckbacher-Maximilianstraße erhascht.
Das Gasthaus wurde schnell zum beliebten Treffpunkt unzähliger Vereine, vom schnellen Radfahrklub Veldidena über den kleinen Tiroler Stenographenverein bis zum großen Turnverein, von der Wiltener Ortsgruppe der deutschnationalen Partei bis zum christlichsozialen Arbeiterbund Wilten-West und einer ganzen Reihe von Kameradschaftsvereinen.
Ernst Hellenstainer starb 1935. Seine außergewöhnliche Beliebtheit kann im langen Nachruf des (im Nachbarhaus gedruckten) Tiroler Anzeigers nachgelesen werden, beim Begräbnis erklang der „Jägerruf“ als letztes Halali. Haus und Betrieb wurden danach an die Familie Rainer verkauft. Nach Bombenschäden im Zweiten Weltkrieg erst 1948 wiedereröffnet, bestand das Gasthaus bis 1975.
(Sammlung Prada)