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Aus Dem Bautagebuch Der NKB -Teil 1

Aus dem Bautagebuch der NKB -Teil 1

„Baubuch, begonnen am 15. Juli 1927. Geführt von Ing. Helmuth Thurner, Innsbruck Richard-Wagnerstraße 7/II“ lesen wir auf der ersten Seite einer ganz besonderen Quelle zur Innsbrucker Seilbahngeschichte.

Dieses „Baubuch“, man könnte auch von einem Bautagebuch sprechen, eröffnet detaillierte Einblicke in die Errichtung der Nordkettenbahn 1927/28 und die damit verbundenen Herausforderungen. Täglich notierte Bauleiter Thurner die Arbeitsschritte, erwähnt aber auch besondere Vorfälle, Probleme und den Stand der beschäftigten Arbeiter und Handwerker.

Bevor wir uns jedoch der Quelle zuwenden, scheint es angebracht, zumindest kurz auf den Verfasser einzugehen. Der in Innsbruck geborene Ing. Helmuth Thurner (1890-1942) absolvierte 1911/12 sein Einjährig-Freiwilligen-Jahr beim Eisenbahn- und Telegraphenregiment. Mit 2. August 1914 rückte er – mittlerweile zum Kadett in der Reserve befördert – „zur aktiven Dienstleistung“ beim Eisenbahnregiment ein. Er überstand den Krieg offenbar ohne Verwundung oder gröbere Erkrankung und rüstet Ende November 1918 als Oberleutnant in der Reserve ab.
Nach 1918 befasste sich Thurner zunächst mit verschiedenen Bahnbauprojekten. So erteilte ihm etwa 1922 das zuständige Ministerium die Genehmigung „technischen Vorarbeiten für eine vollspurige, mit elektrischer Kraft zu betreibende Bahn niederer Ordnung von der Station Imst der Bundesbahnen über Imst und Tarrenz nach Nassereith“ durchzuführen. Auch mit Plänen für einem Tunnel durch das Stilfser Joch setzte er sich in den 1920er-Jahren auseinander, ehe er 1927 schließlich als Bauleiter bei der Nordkettenbahn angestellt wurde. Nach der Fertigstellung der Bahn übernahm er das Amt des Betriebsleiters, das er bis zu seiner Entlassung im Jahr 1934 innehaben sollte. Sehr wahrscheinlich spielte seine politische Gesinnung – Thurner stand dem völkischen bzw. nationalsozialistischen Gedankengut nahe – dabei eine entscheidende Rolle. Nach dem „Anschluss“ suchte Thurner jedenfalls „um eine Wiedergutmachung [an], die das NS-Regime jenen zugestand, die wegen ihrer politischen Gesinnung ihre Arbeit verloren hatten.“ Zuletzt war Thurner beim Reichsbahnneubauamt (sic) angestellt. Wie aus seiner Todesanzeige hervorgeht, war er Mitglied der NSDAP.

Kollaudierung der Hafelekarbahn; der Kollaudierungskommission gehörte u.a. Ing. Helmuth Thurner (4) an. StAI, Ph-22462.

Das Bautagebuch beginnt – wie bereits erwähnt – am 15. Juli 1927 mit folgendem Eintrag:

  1. Holzaufräumung aus den Walddurchschlägen für die Hilfsseilbahn und Hauptseilbahn. Hiebei sind 6 Mann beschäftigt.
  2. Transport von Barackenholz zur Seegrube mittels Menschenkraft ab Titschenbrunnen, derzeitiger Lohnsatz 20 g. [=Groschen] pro 1 kg.
  3. Materialtransport zur Seegrube (Eisenbestandteile für die Bergstation Seegrube) ausgeführt von 8 Mann aus dem Pinzgau.
  4. Abwiegen der Lasten für die Träger und Fuhrwerke (1 Aufseher, 1 Mann).
  5. Wegverbesserung zur Seegrube, ausgeführt von 2 Mann.
  6. Holzlieferung für die Stütze III der Hilfsseilbahn.
  7. Aufräumungsarbeiten auf der Seegrube.
  8. Wasserträger vom Titschenbrunnen zur Seegrube.
  9. Fundamentaushub für den Verankerungs-Betonklotz Station Seegrube.
  10. Planierung für Station Seegrube.
  11. Vermessung, Kontrolle der Achspunkte der Hilfsseilbahn.
  12. Aufstellen der Magazinsbaracke – Hungerburg.
  13. Holzlieferung für Magazinsbaracke – Hungerburg.
  14. Auf- und Abladen, Lagerarbeiten.
  15. Magazinsarbeiten.
  16. Schmiedearbeiten, herrichten von Schrauben für die Stützen der Hilfsseilbahn.
  17. Aufstellen der Talstation Hungerburg-Hilfsseilbahn, Schloßerarbeiten.

Die Arbeiten beziehen sich zunächst nur auf die Errichtung der Hilfsseilbahn. Thurner.

Wie diese Auflistung nahelegt, wurden bereits vor dem offiziellen Baubeginn mit ersten Arbeitsschritten (Holzschlägerungen, etc.) begonnen. Im Vorfeld wurde auch der Weg von der Hungerburg zum Titschenbrunnen ausgebaut, sodass auf dieser Strecke Fuhrwerke verkehren konnten. Vom Titschenbrunnen aus stiegen dann u.a. die Träger aus dem Pinzgau zwei Mal pro Tag zur Seegrube auf – im Schnitt trugen sie dabei 70 Kilo Material zum Bauplatz. Unser Titelfoto zeigt die Pinzgauer schwer bepackt beim Aufstieg.

(StAI, Ph-11760 / Archiv der NKB, Baubuch)

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