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Auf Der Jagd Nach Einer Seltenen Alpenblume

Auf der Jagd nach einer seltenen Alpenblume

Die Alpen-Aurikel (Primula auricula L.), die zur Gattung der Primeln zählt, ist in Tirol vor allem unter der Bezeichnung „Platenigl“ bekannt. Die heute unter Naturschutz stehende Pflanze gedeiht in Felsspalten, auf steinigen Bergwiesen und auf Geröllflächen. Sie blüht zwischen April und Juni und verströmt einen sehr angenehmen Duft. Die folgende Abbildung, die von Anton Hartinger angefertigt wurde, zeigt eine Alpen-Aurikel. Die Zeichnung wurde im „Atlas der Alpenflora“, der vom Deutschen und Österreichischen Alpenverein im Jahr 1882 in Wien herausgegeben wurde, veröffentlicht.

Ein beliebter Ort zum Pflücken von Alpen-Aurikeln scheint über viele Jahrzehnte die Kranebitter Klamm gewesen zu sein. In dem eher schwer zugänglichen Gelände passierten bei dieser Tätigkeit immer wieder schwere, zum Teil tödliche Unfälle über die in den Tageszeitungen berichtet wurde. So erschien zum Beispiel im Tiroler Grenzboten am 22. Mai 1892 folgender Artikel:

„Die leidigen Plateniglen haben ein junges Menschenleben zum Opfer gefordert, das erste, welches die Unglückschronik dieses Jahres in den Bergen der Umgebung Innsbrucks zu verzeichnen hat. Der 16 Jahre alte Staatsgewerbeschüler Emerich Gogl, Sohn des Maurermeisters Gogl in der Höttingerau, ist am 15. ds. früh in der Kranebitterklamm, wo er mit seinem Bruder und noch einem dritten Plateniglen suchen war, von einem herabrollenden Stein getroffen, gestürzt und infolge der Verletzungen in einer halben Stunde darauf verschieden. Am Kopfe hatte er zahlreiche Wunden, die Glieder waren ganz zerschlagen. […] Der traurige Fall, der leider nicht vereinzelt dasteht – jedes Jahr hat seine Platenigl-Opfer – mag eine neue eindringliche Warnung sein, einiger Blumen halber sein Leben nicht in kühner Verwegenheit aufs Spiel zu setzen.“

Der Allgemeine Tiroler Anzeiger berichtete am 26. April 1926 über ein weiteres Unglück beim Sammeln dieser seltenen Alpenblume:

Die Platenigl haben gestern wieder ein Todesopfer gefordert. In der Kranebitter Klamm stürzte die zwanzigjährige Ilse Schönknecht aus Löwen in Preußen, Hörerin an der medizinischen Fakultät in Innsbruck, beim Suchen dieser Blumen ab und blieb tot liegen. Das Fräulein, das erst vor einigen Tagen hier angekommen ist, begab sich gestern allein und in gewöhnlicher Straßenkleidung (ohne Bergschuhe) in die Kranebitter Klamm […]. Man fand sie hinterhalb der Hundskirche mit einer schweren Kopfverletzung auf; beide Füße waren gebrochen und wahrscheinlich dürfte sie auch innere Verletzungen erlitten haben, so daß sie sofort nach dem Absturz ihr Leben aushauchte.“

(Stadtarchiv Innsbruck, Sommer 3-112)

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