„Grabinschriften und Marterln“
In der Sammlung des Innsbrucker Stadtarchivs befindet sich ein kleines Büchlein mit dem Titel: „Grabschriften und Marterln“. Herausgeber des Werkes war Ludwig von Hörmann, erschienen ist es im Jahr 1890 im Leipziger Verlag von A. G. Liebeskind. Ludwig von Hörmann widmete das Büchlein „Dem Andenken meines lieben Freundes Dr. Anton de Lièvre, k.k. Univ.-Professors, † 1887“. Im Vorwort beschreibt Hörmann, was ihn zur Sammlung von Grabinschriften bewogen hatte: „Zu den „Haussprüchen“, „Sprichwörtern“ und ähnlichen fixirten und fliegenden Aeßerungen des Volkslebens sind auch die „Grabschriften“ im weitesten Sinne des Wortes zu zählen. Auch sie spiegeln in großer Mannigfaltigkeit und wechselnder Gestaltung die Anschauungs-, Denk- und Gefühlsweise der Menschen innerhalb eines ziemlich großen Zeitraumes und werden so für den Sprach- und Sittenforscher zu einer mehr oder minder wichtigen Fundgrube der Beurtheilung des Volkscharakters.[…] Ihr Inhalt ist entweder allgemeiner Natur und behandelt in allen nur denkbaren Spielarten das Kapitel von Tod und Ewigkeit, daneben Schmerz über den Verlust theurer Angehöriger mit der Hoffnung auf Wiedersehen. Zeitweilig kommt auch eine Ursprünglichkeit der Auffassung und eine kindliche Naivetät zum Durchbruch, die unwillkürlich die Lachmuskeln in Bewegung setzt. […] Das Volk spricht eben wie es denkt und nennt das Kind beim rechten Namen.“
Hier einige dieser teils amüsanten, teils etwas boshaften Grabinschriften aus der Sammlung Hörmanns:
„In diesem Grab liegt Anich(s) Peter, die Frau begrub man hier erst später, Man hat sie neben ihm begraben, Wird er die ewige Ruh‘ nun haben? (Oberperfuss)“
„Hier liegt der ehrsame Jüngling Kaserer, welcher im 75sten Jahre seines Alters gestorben ist. (Schnals)“
„Hier ruht Peter Funder, Der Krapffelder größtes Wunder, G’red’t hat er viel, g’logen noch mehr, Es schenk ihm die ewige Ruh der Herr. (Krapffeld)“
„Hier ruht Herr Tobias Mair Bürgerl, Metzgermeister und seine noch lebende Gattin. (Percha im Pusterthal)“
„Hier liegt Martin Krug, der Kinder, Weib und Orgel schlug. (Wiesing)“
„Hier liegt begraben mein Weib, Gott sei Dank, Sie hat ewig mit mir zankt, Drum, lieber Erlöser, geh‘ von hier, sonst steht sie auf und zankt mit dir. (Hall)“
(Stadtarchiv Innsbruck, KR-PH-485)