Weihnachtskrippen in Innsbrucker Kirchen VII: Pfarrkirche Pradl
Die Weihnachtszeit ist eine ganz besondere Zeit. Der Duft von Lebkuchen liegt in der Luft, Christkindlmärkte laden zum Bummeln ein und Kindheitserinnerungen werden wach. Auch die Krippenfiguren werden langsam ausgepackt und aufgestellt, um am Heiligen Abend ein besinnliches Ensemble zu bilden, das nicht nur Kinderaugen glänzen lässt. Liebe Leser:innen, begleiten Sie mich dieses Jahr wieder zu den vielfältigen Krippen in den Innsbrucker Kirchen.
Die Krippe in der Pfarrkirche von Pradl befindet sich im rechten Seitenschiff der Kirche. Ihre Figuren stammen vom Innsbrucker Künstler Emmerich Kerle (1916-2010), der lange Zeit in Pradl lebte – sein Atelier befand sich im Tiefparterre der Schutzengelkirche. Der Krippenberg mit Gebirgslandschaft und Hütte wurde von Walter Spörr gebaut.
Die 20-40 cm hohen Figuren entstanden zwischen 1978 und 1987, sind aus Terrakotta gebrannt und farbig gefasst. Sie zeigen die „Anbetung der Hirten“ sowie die „Anbetung der Könige“ und wirken expressiv und gefühlsstark. Emmerich Kerle bezeichnete seine Darstellung des Weihnachtsgeschehens als „Fröhliche Krippe“. 1987 kaufte die Pfarre die Krippe an.
Eine Besonderheit ist die Darstellung von Siard Hörtnagl, eines ehemaligen Pfarrers der Kirche: Seine Figur weist einem Sterndeuter den Weg zum Jesuskind.

Emmerich Kerle war nicht nur als Bildhauer, sondern auch als Krippenkünstler geschätzt. Seine Krippenfiguren, die aus Holz oder Terrakotta waren, schafften es – als Ausstellungsexponate oder Objekte in Privatbesitz – bis nach Südamerika.
Autorin: Maria-Gracia Winkler
(Fotos: Maria-Gracia Winkler)
….und jährlich diese Spannung – Vorsicht! Vorsicht! Sachte! Bloß nirgends zuawikemmen!! Des isch an oanmalige Sach‘! Wenn dir da was irgendwo ankimmt – oder o’i fallt – nacher isch es hin – und verlorn! Behutsam wie ein neugeborenes Kind – um das es ja gehen und um das sich alles drehen soll – muß diese Krippe jährlich wieder herausgehoben und vorsichtig an ihrem Platz ganz hinten im rechten Seitenschiff aufgestellt werden – wo sonst die „Helden der Liebe“, die Vorbilder der Nächstenliebe St Antonius, hl Bruder Vinzenz und Friedrich Ozanam in einer flachen Nische zu sehen sind.
Aber wenn dieses Kind in der Krippe, dieses kleinwinzige Kind, nicht geboren worden wäre, so gäbe es auch diese Heiligen der Nächstenliebe nicht – auch wenn sie nun verdeckt sind von der Krippe. Sie wirkten – und ihre Nachfolger wirken immer noch – still, selbstlos und bescheiden im Verborgenen.
Um uns das in Erinnerung zu rufen, um uns dieses bewußt zu machen, steht die Pradler Krippe genau an dieser Stelle.