Hier geht es um ganz was anderes
Ja, ich würde mich auf ganz dünnes Eis begeben, wenn ich mich an diese Aufnahme aus der Ing.-Etzel-Straße heranwage. Mein gesamtes „Wissen“ ist aus der Fachliteratur, dem „Kreutz-Buch“, abgeschrieben. Und man kann nie sicher sein, ob man das richtig verstanden hat. Wenn die Fachleute sprechen, dann staunt der Laie. Gerne freue ich mich auf die fachliche Einordnung dieser Aufnahme durch die Spezialisten.
Ich möchte dieses wunderbare Bild dafür nutzen, einmal an den sicherlich bedeutendsten Sammler und Autor der Geschichte des öffentlichen Verkehrs in Innsbruck zu erinnern: Walter Kreutz. Von Kindheit an ein Enthusiast für (fast) alles, was auf stählernen Rädern fährt. Auch wenn ihn sein beruflicher Weg zur Eisenbahn geführt hat, so ist (auch) die Straßenbahn bis heute seine große Liebe.
Neben einer sehr bedeutenden Serie in der Tiroler Tageszeitung, die er vor Jahrzehnten einige Jahre lang mit Herbert Buzas wöchentlich erstellt hat, war er auch einer der Ersten, denen die Bedeutung der frühen Fotografie in Innsbruck bewusst war. So konnte er einige Nachlässe von Tiroler Lichtbildnern retten, die sonst unweigerlich für die Nachwelt verloren gewesen wären. Wohl auch diese Aufnahme. Er erzählt immer, dass er mit einem kleinen Leiterwagen losgezogen ist, um Sammlungen nach Hause zu bringen. Von Privaten ebenso wie Nachlässe von Fotografen.
Vor fast genau 20 Jahren hat er seine Sammlung an das Innsbrucker Stadtarchiv an einen damals noch recht jungen Novizen übergeben. Dass diese Übergabe bis heute noch nicht ganz abgeschlossen ist, ist ein Zeichen der Wertschätzung gegenüber Walter Kreutz.
Auch wenn es aus um Walters persönlichen Mobilität heute nicht mehr so gut bestellt ist, so strotzt er vor Plänen und Forschungsvorhaben. Ich wünsche ihm, dass er diese und noch viel mehr umsetzen kann.
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Signatur: Ph-13.919)
Lieber Lukas, da geht es dir gleich wie mir, auch ich hab das Allermeiste aus dem „Kreutz“. Die erste Auflage des von dir schon genannten Buches, 1982, habe ich mit 12 Jahren bekommen, immer wieder und wieder gelesen und damit praktisch auswendig gelernt, auch wenn ich damals viele Zusammenhänge noch nicht verstand. 1991 kam die zweite heraus, die ich natürlich auch haben musste und 2011 die bisher letzte. Walter hat für die dritte Auflage einen großen Teil der Fotos ausgetauscht, was für Interessierte ein guter Grund ist, neben der dritten auch die erste zu besitzen. Die beiden älteren Auflagen sind derzeit im Internet bei Antiquariaten und auf eBay problemlos zu bekommen und die dritte natürlich auch. Das war nicht immer so – vor Erscheinen der dritten Auflage hat man im Internet schon 40 Euro und mehr für gebrauchte Exemplare der Auflagen 1 und 2 bezahlt.
2004 trat ich dann dem Museumsbahnverein bei und durfte Walter Kreutz dort persönlich kennenlernen; er versah in diesen Jahren meist Dienst am Ticketschalter des Museums. Anfangs konnte ich es gar nicht glaube, dass ich dort tatsächlich mit DEM Walter Kreutz sprechen konnte, war er doch das Idol meiner Kindheit gewesen. Ein Prominenter. An diesen Samstagen konnte ich mich immer wieder stundenlang mit ihm unterhalten, nein, ihm stundenlang zuhören und viele für mich offene Fragen klären. Er brachte mir auch Teile seiner Sammlung mit, meist schwarze Alben mit Abzügen.
Einige Jahre später verließ ich den Museumsverein als Aktiver aus privaten Gründen (wenn ich in 20 Jahren in Pension gehe, habe ich schon vor, dort wieder mitzumachen 🙂 ) und der Kontakt mit Walter beschränkte sich ab dann leider auf wenige Gelegenheiten; manchmal sah ich ihn mit seinen beiden Hunden spazierengehen, an allen möglichen Stellen in der Stadt, dann nur noch mit einem Hund. Und immer noch taucht er auf, wenn sich bei der Straßenbahn etwas Besonderes tut, auch wenn ich mich jetzt gerade nicht erinnern kann, wann ich ihn zuletzt gesehen habe.
Ich bin ihm sehr dankbar für seine Arbeit, nicht nur die in den Büchern kumulierte, sondern auch die vielen Fachartikel in Zeitungen und Fachmagazinen und vor allem für das Zusammentragen all der Informationen, die sonst für Normalmenschen unzugänglich geblieben oder sogar vernichtet worden wären. Der ORF hat Walter Kreutz mal recht banal als „Straßenbahnfreund und Fotosammler“ bezeichnet; dem möchte ich widersprechen, für mich ist er ein Stadtchronist. Man kann die Entwicklung der Stadt auch aus der Führerstandsperspektive verfolgen.
Dieses hoch aufgelöste Foto eines Perl-Autobusses als Linie 4 (Ing.-Etzel-Straße – Marktplatz und retour – weiß ich aus dem „Kreutz“, eh klar) ist übrigens auch fantastisch, danke dafür.