Richard Mycinski – ein Fotograf aus Leidenschaft
Zahlreiche schwarz-weiß Fotografien des Chemikers und Fotografen Dr. Richard Mycinski befinden sich in der Sammlung des Stadtarchivs Innsbruck. Einige davon möchte ich in diesem Beitrag vorstellen. Richard Mycinski lebte und arbeitete – zumindest einige Jahre lang – in Innsbruck: In den Innsbrucker Adressbüchern taucht sein Name zwischen 1924 und 1931 regelmäßig auf, mehrfach wird er hier als „Werkstätteninhaber für künstlerische Landschaftsphotographie“ angeführt. Seine Spezialität waren stimmungsvolle Landschafts- und Städteaufnahmen. Er fertigte aber auch zahlreiche Luftaufnahmen – unter anderem von Innsbruck – an. Ein Beispiel dafür ist das Titelbild dieses Artikels, bei dem es sich um eine im Jahr 1928 entstandene Ansicht der Innsbrucker Universität und Teile der Klinik, aufgenommen aus der Vogelperspektive, handelt.

Richard Mycinski veranstaltete Fotokurse für interessierte Amateure, hielt Vorträge und stellte seine Arbeiten auch aus. Der Allgemeine Tiroler Anzeiger berichtete am 9. Juli 1919 von einer dieser Ausstellungen: „Richard Mycinski, der schon vor mehreren Wochen durch eine kleine Ausstellung von künstlerischen Pigmenten in einem Schaufenster der Firma Groß warme Anerkennung fand, stellt gegenwärtig in einem Schaufenster bei Unterberger eine größere Anzahl seiner Werke zur Schau, die berechtigtes Aufsehen erregen. Die photographische Platte, die ursprünglich bloß die Fähigkeit hatte, einen möglichst genauen Abklatsch eines Landschaftsausschnittes wiederzugeben, ist in der Hand Mycinskis zu einem künstlerischen Ausdrucksmittel der Landschaftsmalerei geworden. Es gelingt ihm genial, liebliche und mächtige Stimmungsmotive darzustellen und das Charakteristische mit Beiseitelassung aller störenden Nebensächlichkeiten herauszuheben. Wie trefflich ist die drückende unheilschwangere Lust mit den gewitterdrohenden Wolken über der tiefbeschatteten Wand des Kaisergebirges wiedergegeben! Wie einfach weiß er die stille Behaglichkeit des Waldes und der Bäumeschatten zu schildern wie etwa in den Motiven bei Igls, Telfs und vom Aignerpark in Salzburg. Ein Bild von großem Reiz und feiner Stimmungsmalerei ist der „Abend am Inn“, wo die letzten Sonnenstrahlen in Bündeln durch die Wolken brechen; köstlich ist auch das Motiv bei Völs, wo Schilf und träges Wasser ihr stilles Leben führen. Oder der „Winter bei Seefeld“, „Die Kalkkögl“— doch wozu von allem reden! Man sehe sich die anmutigen Bilder selber an und man wird sich freuen, daß in Mycinski die Lichtplatte einen Meister gefunden, in dem malerische Begabung und technisches Können in innige Verbindung getreten. Die bisherigen Erfolge lassen von dem jungen Innsbrucker Chemiker noch viel erwarten.“

Die Innsbrucker Nachrichten berichteten am 23. Februar 1928 in einem kleinen Artikel sehr positiv über eine weitere Ausstellung seiner Fotografien Folgendes: „Dr. Richard Mycinski, der bestbekannte Innsbrucker Lichtbildner, hat in einem der Schaufenster der Kunsthandlung Unterberger eine Reihe photographischer Arbeiten ausgestellt, die den geläuterten Geschmack und die treffliche technische Durchführung bewundern lassen, die Mycinski jedem seiner Bilder leiht. Flugzeugaufnahmen, Hochalpines, Stimmungsbilder aus allen Jahreszeiten, Au und Alm, Wasser und Wolke, beweisen immer wieder den künstlerischen Blick, der auch das Simpelste und Bekannteste so zu sehen und zu fassen vermag, daß es überrascht und erfreut. Mycinski steht heute in den vordersten Reihen unserer nach künstlerischen Gesichtspunkten arbeitenden Tiroler Lichtbildner.“

(Stadtarchiv Innsbruck, Ph-36247, Ph-31317, Ph-34053, Ph-A-7269-21))