Unter den Arkaden ruht die Innsbrucker Seele
Schaurige Grüße aus dem Home-Office gehen raus an alle Leserinnen und Leser von innsbruck-erinnert.at und obwohl Halloween eine amerikanische Tradition ist, wollte ich es mir nicht nehmen lassen einen thematisch passenden Beitrag zu diesem Tag zu verfassen. Wir können uns dem amerikanischen Einfluss ohnehin nicht mehr entziehen my friends.
Da Friedhofselemente gerne als Dekoration für den schaurigen Anlass genutzt werden, werden wir uns auf eine Reise in die Vergangenheit des Innsbrucker Westfriedhofes begeben und einige spannende Details in Erfahrung bringen. Natürlich gibt es bestimmt viele andere interessante Friedhöfe in Innsbruck, aber da der Westfriedhof jahrelang ein Teil meines Heimweges von der Schule war, fällt es mir leichter eher über ihn als über andere Ruhestätten zu schreiben.
Kommen wir zur den Fakten: Beim Westfriedhof handelt es sich um einen der beiden Hauptfriedhöfe der Stadt Innsbruck. Die Anlage beträgt eine Größe von circa 4,8 Hektar und wurde 1856 errichtet. Ursprünglich befand sich der städtische Friedhof um den heutigen Dom zu St. Jakob und seit 1509 zusammen mit dem Spitalsfriedhof (heute Bereich Adolf-Pichler-Platz) hinter der Spitalskirche. Durch die Veränderung des Stadtbildes kam es so, dass der Friedhof sich nun anstatt außerhalb der Stadt innerhalb befand und zudem auch zu klein geworden war. Daher plante man ab 1852 die Verlegung des städtischen Friedhofes, welche im Dezember 1855 genehmigt wurde. Man veranstaltete einen Wettbewerb, bei dem der Civil-Ingenieur Carl Müller als Gewinner hervorging. Bei der Gestaltung des Friedhofes orientierte er sich an einem sogenannten „Campo Santo“ , also einer italienischen Bauweise, bei der der Friedhof hofartig umschlossen wird. Dies erkennt man auch heute noch an den Arkaden mit ihren nach innen offenen Bogengängen. Als Haupteigang galt damals das heutige Nordportal.
Im Laufe der Zeit kam es immer wieder zu optischen Veränderungen oder Ereignissen am Innsbrucker Westfriedhof. 1864 erhielt die israelitische Kultusgemeinde ein Areal des Westfriedhofes als jüdische Ruhestätte, nachdem der Friedhof am Judenbühel mehrmals geschändet worden war. 1889 wurde die gesamte Anlage nochmal um die gleiche Größe erweitert. 1927 wurde ein Urnenhain errichtet, doch ein geplantes Krematorium wurde nie verwirklicht. In den frühen 60er-Jahren kam es zu einem unschönen Zwischenfall im jüdischen Teil des Westfriedhofes; während des Eichmann-Prozesses schändeten zwei Burschenschafter die Gräber. Für die Verbreiterung des Südrings wurde 1981 das südwestliche Eck des Friedhofes abgetrennt, wofür zahlreiche Gräber im jüdischen Sektor aufgelassen oder umgebettet werden mussten.
Wer die letzten Herbsttage noch in der frischen Luft auskosten will, dem kann ich einen Besuch des Westfriedhofes nur ans Herz legen, denn gerade im Herbst ist er besonders schön anzusehen. Sehenswert sind vor allem der jüdische sowie evangelische Friedhof sowie die großen Familiengräber entlang der Arkaden, die mich schon als Kind besonders fasziniert haben. Wer die Spuren der Innsbrucker Prominenz verfolgen will, der kann am Westfriedhof die Gräber mehrerer Bürgermeister wie Franz Fischer oder Wilhelm Greil besuchen und auch Adolf Pichler fand hier seine letzte Ruhe. Eine Liste aller Gräber von bekannten Persönlichkeiten am Westfriedhof ist im Internet zu finden.
(Verena Kaiser)