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Das Frühe Stadtspital

Das frühe Stadtspital

Das Titelbild zeigt uns in der Mitte das ehemalige Stadtspital von Innsbruck. Auf der linken Seite ist die Altstadt zu sehen mit ihren Stadtmauern und dem ehemaligen Vorstadttor, das auf den Marktgraben führt. Der Kirchturm in der Mitte des Bildes zeigt die Spitalskirche und das Spital unterhalb des Schriftzugs.

Für uns sind Krankenhäuser heute öffentlich-rechtliche, von den Ländern finanzierte Einrichtungen wie die Landes- und Universitätsklinik Innsbruck, die mit Stolz auf mehr als 700 Jahre Geschichte zurückblickt. Was hingegen wissen wir über das erste Stadtspital?

Herzog Heinrich VI. von Tirol und Kärnten, Vater der späteren Gräfin Margarethe Maultasch, rief in der ältesten Urkunde dazu, datiert am 3. Juni 1307, die Geistlichkeit und alle Bewohner der Grafschaft Tirol auf, dem Stadtspital in Innsbruck, das auf finanziell wackligen Füßen stand mit Spenden und Stiftungen zu unterstützen.[1] Frühere spitalsähnliche Einrichtungen in Innsbruck vor 1307 lassen sich nicht eindeutig nachweisen.[2]

Detailansicht des Reitersiegels von Herzog Heinrich von Kärnten-Tirol, das mit einer Pergamentpressel angehängt ist. StAI, U-7.

Als selbstverständlich galt es im Mittelalter, dass wohlhabende Bürger für Arme und Kranke spendeten, gewissermaßen um sich ihr Seelenheil zu „erkaufen“. Herzog Heinrich VI. erwies sich als äußerst großzügiger Spender. Er übertrug dem Stadtspital Besitzungen neben vielen anderen auch im Schmirntal und Stubaital. Auffallend war sein Auftrag an die Saline in Hall, pro Jahr zwölf Fuder Salz, was ungefähr 64 l entspricht, zu liefern.[3] Hinzu kam der zollfreie Bezug von Südtiroler Wein.[4] Außer Herzog Heinrich war es aber auch der Rat der Stadt, Bürger und Adelige, die mit ihren zahlreichen Spenden das Stadtspital unterstützten. Dies waren nicht nur Grund und Boden, sondern auch Zehent, Geld, Bettgewand oder Nahrungsmittel wie Getreide[5], Käse, Eier, Hühner- und Lammfleisch.[6] Für einen Teil der Schenkungen musste sich das Spital revanchieren mit Jahrtagsmessen oder besserer Nahrung für die Spitalsbewohner. Bei anderen Schenkungen war das Spital den Schenkenden zu nichts verpflichtet. Stiftungen konnten für eine bestimmte Zeit oder für immer gelten. Der Spitalspfleger hatte ein Auge darauf, ob dies eingehalten wurde. Leider nahm zum Leidwesen des Spitals die Großzügigkeit der Spender schon im 15. Jahrhundert ab.[7]

Das Innsbrucker Stadtspital entwickelte sich bald zu einem stattlichen zweigeschossigen Anwesen mit Gewölbe und Lauben im Erdgeschoss. Kranke und Pfründner:innen lebten im oberen Stock. Ebenerdig waren Räumlichkeiten für die betreuende Bruderschaft, den Kaplan und Angestellte als auch Küche, Stallungen, Speise- und Vorratsräume. Im Hof lagen Ställe und Hütten für Holz und Viehfutter.[8] Bald gehörten zum Betrieb eine in Pfons bei Matrei gelegene Mühle, die für eigene Zinseinnahmen und Getreide sorgte. Wenig später kam eine vom Spital betriebene Badstube in der damaligen Neustadt hinzu, die die hygienischen Bedingungen bestimmt verbesserte. In den Anfängen kam bald angrenzend eine Kapelle dazu, die bereits 1381 zu einer dem Heiligen Geist geweihten Kirche wurde. Nicht zu vergessen ist ein bereits 1320 erwähnter Spitalsfriedhof, auf dem die wohlhabenden Förderer des Spitals begraben wurden, um nicht ganz in Vergessenheit zu geraten.[9]

Ab ausgehenden 14. Jahrhundert konnte man im Stadtspital zur Altersvorsorge für sich selbst oder Familienmitglieder mit Beeinträchtigung einen Platz erwerben als sogenannter Pfründner oder Pfründnerin. Nun sollten nicht nur Kranke, sondern auch Arme[10], Waisen und Findlinge im Spital aufgenommen werden. Wer letzten Endes dort aufgenommen wurde, lag im Ermessen der Stadtverwaltung.[11]

Die Leitung des Spitals unterlag in erster Linie dem Stadtrat, der als eine Art kaufmännischen Leiter ehrenamtlich den Spitalspfleger ernannte, welcher der Stadt und dem Spitalsausschuss gegenüber rechenschaftspflichtig war.[12] Ein Spitalskaplan war für regelmäßige Messen vor Ort verantwortlich.[13]

Was das leibliche Wohl angeht, gibt es aus dem Spätmittelalter nur eine Notiz, in der ein Unterstützer des Stadtspitals ein Mus oder Getreidebrei pro Tag, zu hohen Frauentagen Wein und Fleisch und zu seinen Jahrtags Messen Käse oder Fleisch und Brot für die Insassinnen und Insassen fordert.[14]

Gesamtansicht der diesem Beitrag zugrunde liegenden Urkunde aus dem Jahr 1307. StAI, U-7.

Quellen- und Literaturverzeichnis

Quelle:

Stadtarchiv Innsbruck, Urkunde U-7. In: Forschungen und Mitteilungen zur Geschichte Tirols und Vorarlbergs 1 (1904), S. 304-309.

Bildquelle:

Stadtarchiv Innsbruck, Bildausschnitt mit der Darstellung des ehemaligen Stadtspitals von Innsbruck. Kupferstich, Braun/Hogenberg 1575, Sig. Ph-G-11892.

Literaturquellen:

Kofler, Christian, Die Geschichte des alten Innsbrucker Stadtspitals, in: Zeit Raum Innsbruck Schriftenreihe des Innsbrucker Stadtarchivs, Band 1, S. 31-51.

Lorenz, Natalie, Das Innsbrucker Stadtspital in der Frühen Neuzeit Organisation, Betrieb, Rechnungswesen, Dissertation, Innsbruck 2023.

Sakouscheff, Ilse, Die Spitäler der Städte Nordtirols vor 1600 Teil I: Innsbruck, in: Tiroler Heimatblätter (2003), Heft 2, S. 40-44.


[1] Stadtarchiv Innsbruck, Urkunde U-7. In: Forschungen und Mitteilungen zur Geschichte Tirols und Vorarlbergs 1 (1904), S. 304-309, hier: S. 309.

[2] Natalie Lorenz, Das Innsbrucker Stadtspital in der Frühen Neuzeit Organisation, Betrieb, Rechnungswesen, Dissertation, Innsbruck 2023, S 36.

[3] ebenda, S. 35, 161-162.

[4] Ilse Sakouschegg, Die Spitäler der Städte Nordtirols vor 1600 Teil 1: Innsbruck, in: Tiroler Heimatblätter (2003), Heft 2, S. 40-44, hier: S. 41.

[5] Lorenz, Das Innsbrucker Stadtspital, S. 163.

[6] Kofler, , Die Geschichte des alten Innsbrucker Stadtspitals, in: Zeit Raum Innsbruck Schriftenreihe des Innsbrucker Stadtarchivs, Band 1, S. 31-51, hier: S. 33.

[7] Lorenz, Das Innsbrucker Stadtspital, S. 164-165.

[8] ebenda, S. 36+37.

[9] Ebenda, S. 39, 41, 43.

[10] Sakouschegg, Spitäler, S. 42.

[11] Kofler, Geschichte Stadtspital, S. 34.

[12] Lorenz, Das Innsbrucker Stadtspital, S. 65+66.

[13] Sakouschegg, Spitäler, S. 42.

[14] Lorenz, Das Innsbrucker Stadtspital, S. 110.

Autorin: Beate Gschwentner (im Rahmen der LV Quellen und Darstellungen des Mittelalters: Quellen zur Innsbrucker Stadtgeschichte im Mittelalter).

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