Ausflug nach Steinach am Brenner
Die Glasplatten-Fotografie, die als Titelbild dieses Beitrags dient, dürfte vor circa 100 Jahren an einem sonnigen Sommertag in Steinach am Brenner entstanden sein. Das Bild stammt aus der Sammlung Brunner-Nemec.
Auf dem Foto ist rechts im Bildvordergrund eine junge, elegant gekleidete Frau zu sehen, die am Ufer des Gschnitzbaches sitzt. Sie blickt nicht in die Kamera und wirkt irgendwie nachdenklich oder vielleicht auch nur erschöpft. Wer weiß, vielleicht hatte sie zum Zeitpunkt der Aufnahme bereits einen anstrengenden Ausflug oder gar eine schweißtreibende Wanderung hinter sich.
In der Bildmitte sticht besonders die Pfarrkirche zum Heiligen Erasmus ins Auge. Der vom Pfarrer und Architekten Franz de Paula geplante Vorgängerbau wurde bei einem verheerenden Brand im Jahr 1853 fast vollständig zerstört. Bereits zwei Jahre später wurde auf den Mauerresten ein nach den Plänen des Steinacher Architekten und Baumeisters Josef Vonstadl geplanter Neubau im neoromanischen Stil, der bis heute erhalten geblieben ist, errichtet.
Ich bin mir sicher, dass die Leserinnen und Leser dieses Artikels noch so Einiges über weitere interessante Gebäude, die auf dem Bild zu entdecken sind, berichten können.
(Stadtarchiv Innsbruck, Ph-Pl-2660)
Dieses Foto wird von zwei weiteren Sakralbauten gerahmt.
Links St.Ursaula in Mauern, vom Friedhof umschlossen. Die „Tuxerkreuze erinnern daran, daß dies der Friedhof für Hintertux war und man die Verstorbenen übers Tuxer Joch herübertragen mußte (Nur falls dies der einzige Mensch, der das noch nicht wußte, zufällig liest). Das kleine ummauerte „Ohrwaschl“ an der südlichen Friedhofsmauer war einst der Friedhof der Ungetauften – also hauptsächlich der Totgeborenen oder eben noch vor der Taufe verstorbenen Kinder… (Aber für die gab es ja sowieso einst die „Vorhölle“, in welcher sie, vermutlich auch nicht allzu komfortabel, auf eine günstige Erledigung seitens des Jüngsten Gerichtes hoffen durften. „Ersatzlos gestrichen“ durch das Konzil….)
(Da erinnere ich mich wieder an diese eine und einzige Romfahrt 1959. Auf der Fahrt zur Papstaudienz in Castel Gandolfo hat uns einer der geistlichen Begleiter erklärt, also dieser jetzige Papst… und im Gegensatz zu seinem Vorgänger… und „Weitblick“ habe er halt eben viiiel zu wenig – und der werde mit seinem Konzil noch viiiel Schaden anrichten usw.
Ob die „Abschaffung der Vorhölle“ wirklich Schuld am Kirchenbesucher-Schwund hat??????)
Und rechts das Steinacher Kalvarienbergkirchl, das in der Biographie meines verstorbenen Mannes eine Rolle spielte:
(Er war ja auf „Kinderland-Verschickung“ in – nacheinander – 2 Steinacher Gasthöfen untergebracht) Von hier hat er die Bombardierung beobachten können.
Auch das „Wehr“ vom Gschnitzbach spielte in den Erinnerungen immer wieder eine Rolle – da kam stets die Erzählung, wie es „den Sillober“ übers Wehr „zur Sill obi g’schwänzt“ habe…
Und da die Vorhölle ja – Gottseidank – geschlossen wurde, dürfen die beiden SWchulkollegen jetzt, auf einer schönen Barockwolke sitzend, vom Himmel herb auf Steinach und das Wehr vom Gschnitzbach herunterblicken.
Und rechts das Steinacher Kalvarienbergkirchl
Was wurde durch das zum Wehr gehörige hölzerne Gerinne mit Wasserkraft versorgt? Ein Sägewerk? Eine Mühle?
Spekulation meinerseits:
Wahrscheinlich ist das der Zulauf der Mühle(?), die im Mittelbereich des Bildes zu sehen ist.