Zwischen Schraubstock und Stricknadel
Neben kostenlosen Schulbüchern, Schülerfreifahrten und der Errichtung zahlreicher Bildungsstätten, forderte die Regierung Kreisky eine Reformation der Unterrichtsinhalte. Besonderes Augenmerk wurde auf die motorischen Fähigkeiten und Selbständigkeit der Sprösslinge gelegt: In Zukunft sollen junge Herren nicht mehr frustriert vor einem abgetrennten Hemdknopf sitzen, oder Mädchen sich aufgrund eines „Wackelkontaktes der Bügeleisenschnur“ die Zähne ausbeißen müssen. Deshalb beschloss 1979 das damalige Bundeministerium für Unterricht und Kunst die Umstrukturierung des Faches Werkerziehung. Ab der zweiten Volksschule kamen die Schüler und Schülerinnen in den Genuss von selbst gehäkelten Mützen und geschnitzten Holzanhängern. Männlein oder Weiblein, dies spielte keine Rolle, jede/r wurde mit dem geschlechterübergreifenden DIY Lifestyle vertraut gemacht.
Doch was hat das alles mit dem Titelbild zu tun? Nicht nur die junge Generation musste sich an den neuen Bildungsplan anpassen, sondern auch jene Personen, die in den Volksschulen als Lehrkräfte tätig waren. Um einen tadellosen Unterricht zu gewährleisten, wurden Fortbildungen veranstaltet, die den Umgang mit Schraubstock, Stricknadel & Co. den Erwachsenen näher brachte. Die obige Fotografie zeigt eine Schulung für Blechbearbeitung, welche für das weibliche Lehrpersonal organisiert wurde.
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Ph-A-24734-72, Lehrer auf der Schulbank, Innsbrucker Stadtnachrichten, Nr. 1, 23.01.1980)
Verfasserin: Sophie Wechselberger