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8 Monate Anno 1902 (64)

8 Monate anno 1902 (64)

Es ist soweit: Das wars. Eigentlich schon letzte Woche, aber der Eintrag hat inhaltlich so viel hergegeben, dass ich dachte, ich mache besser einen separaten, dezidierten Abschiedsbeitrag. Und außerdem, Sie wissen ja: das mit den Trennungen…

Weil Trennungen auch mit Lücken verbunden sind, bietet es sich an, sie anzusprechen. In dem Fall aber keine emotionalen, sondern Überlieferungslücken. Sie erinnern sich bzw. erspare ich es Ihnen, nach hinten zu blättern: bevor Marie überhaupt die Reise nach Paris schilderte, setzte sie ein Wiedersehensgedicht in ihr Tagebuch (Beitrag Nr. 54) und zwar am 26. Oktober 1902. Der Beitrag von letzter Woche datiert vom 15. Oktober. Es ist anzunehmen, dass Marie für die dazwischenliegenden zehn Tage fleißig Notizen gemacht hatte, dann aber vom Alltag eingeholt wurde und es nicht mehr schaffte, sie säuberlich auszuformulieren. Wer je Tagebuch geschrieben hat, kennt das wahrscheinlich…

Das ist aber nur die eine Lücke. Wie der unermüdlich recherchierende Herr Auer bereits beim allerersten Beitrag herausgefunden hat, sind weitere Tagebücher von Marie Grass-Cornet im Ferdinandeum erhalten. 6 an der Zahl. Jedoch klafft zwischen Tagebuch 3 (bis 11. Mai 1901) und Tagebuch 4 (ab 25. Dezember 1902) eine zeitliche Lücke von eineinhalb Jahren. Das bei uns gelandete Buch (3b sozusagen) kann mit einem Zeitraum von 16. Februar bis 26. Oktober 1902 diese Lücke nur zum Teil füllen. Es ist davon auszugehen, dass es noch ein verschollenes Buch 3a (Mai 1901 bis Februar 1902) gab. Wie das mit der Lücke zwischen Oktober und Dezember 1902 ist, ist schwerer zu sagen. Ein Buch für nur 2 Monate? Eher unwahrscheinlich. Vielleicht eine schöpferische Pause? Oder lauter Entwurfseinträge, da ja Paris auch noch nachzutragen war? Bis Marie gegen Jahresende klar war: das bringt vorerst nichts, es braucht wieder einen neuen Anfang! – Es bleibt also zu hoffen, dass vielleicht irgendwann irgendwo noch etwas auftaucht.

Tagebuch 4 beginnt übrigens mit dem folgenden Eintrag: „Mit Gott! Dieses Tagebuch erhielt ich von der lieben guten Frau Mutter Posch zu meinem Namenstag, den 25. März 1902; heute, als am hl. Weihnachtsfeste, den 25. December 1902 fange ich an, in dasselbe zu schreiben. Möge Gottes Schutz und Segen mich und mein Schreiben geleiten!“ Dies deckt sich genau mit dem Eintrag vom 24. März aus unserem Tagebuch (Beitrag 10), als Marie notierte: „Nachmittags gratulierte mir dann die l. Frau Mutter u. überreichte mir ein Tagebuch„.

Was ist das Fazit, die eindrücklichsten Erinnerungen? Hier würde ich Ihnen in den Kommentaren den Vortritt lassen und von meiner Seite stattdessen einen Ausblick bieten. Da Maries Tagebücher so vielseitige Einblicke bieten (da wäre ich schon wieder beim Fazit!), erschiene es lohnenswert, sie in ihrer „Gesamtheit“ (so man dieses Wort angesichts der Lücken verwenden kann) von 1897 bis 1905 zu edieren und zu veröffentlichen. Wie, wann und in welcher Form, das werden die nächsten Monate zeigen…

Text: Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Cod-2072-1 (Transkription: Katharina Schilling);

Bild: Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Cod-2072-1, Umschlag-Innenseite hinten).

Hier geht es: Zum nächsten Eintrag (falls schon vorhanden), zum vorhergehenden Eintrag und zurück an den Beginn des Tagebuchs.

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