Retter unter sich
Nach zahlreichen Beiträgen zur Innsbrucker Feuerwehr- und Polizeigeschichte ist ein Abstecher zur Freiwilligen Rettung Innsbruck längst überfällig 😉
Die Freiwillige Rettungsgesellschaft ging aus der Freiwilligen Feuerwehr Innsbruck hervor; genauer gesagt aus der 1881 gegründeten Sanitätsabteilung derselben. Ihre organisatorische Eigenständigkeit erlangte sie erst im Jahr 1925.
Über Antrag des Bezirksfeuerwehrverbandes 4 (Innsbruck) war beim Landesfeuerwehrtag in Reutte am 15. August 1925 der Beschluss gefasst worden, „daß solche Rettungsabteilungen, welche eigene Geschäftsgebarung haben, aus dem Verband der Feuerwehr ausscheiden sollen. In Auswirkung dieses Beschlusses und über Aufforderung der Kommandantschaft der freiw. Feuerwehr Innsbruck, mußte demnach deren, seit 1907 bestehende Rettungsabteilung in der am 3. September beim ‚Weißen Kreuz‘ von den ausübenden Mitgliedern fast vollzählig besuchten, außerordentlichen Hauptversammlung, nach Anhörung der Berichterstattungen einstimmig die Selbständigmachung beschließen.“ (ATA v. 5.9.1925, S. 7)
Rund zehn Jahre später entstand die oben abgebildete Aufnahme, die einige führende Funktionäre der Freiwilligen Rettungsgesellschaft zeigt. Wir sehen von links nach rechts: den Arzt Dr. Hans Steidl, die Brüder Ernst und Paul Küng, Komerzialrat Josef Dinkhauser (stehend) und am Volant Ferdinand Lamprecht.
Besondere Erwähnung verdient Medizinialrat Dr. Viktor Tschamler (er sitzt neben dem Fahrer und hat den Arm lässig aufgestützt), ein Sohn des bekannten Gemeindevorstehers von Wilten, Rudolf Tschamler (1840-1901). Er war der Rettungsgesellschaft im Jahre 1907 beigetreten und zum Aufnahmezeitpunkt Chefarzt der Freiwilligen Rettung. Er erwarb sich besonders um die Ausbildung der Rettungsmannschaft große Verdienste und verfasste auch einen Leitfaden für Erste Hilfe.
Im März 1938 begrüßte der deutschnational gesinnte Tschamler den „Anschluss“ mit unverhohlener Begeisterung; wenig später trat er in die NSDAP – und vermutliche auch in die SA – ein. Anlässlich seines 70. Geburtstages charakterisierten ihn die Innsbrucker Nachrichten am 9. Mai 1944 wie folgt: „Stets national empfindend, fand Dr. Tschamler schon früh den Weg zum Nationalsozialismus und hat sich durch alle Stürme der Kampfzeit als treuer Gefolgsmann des Führers erwiesen.“
Nach 1945 wollte Tschamler – wie so viele andere auch – davon freilich nichts mehr wissen. So erklärte er im Rahmen des Entnazifierungsverfahrens, er sei in seinem „ganzen Leben ein heimatliebender Österreicher“ gewesen und er werde es „immer bleiben als treuer Anhänger der unabhängigen Republik Österreich.“
Vielen Dank an Ernst Pavelka vom Historischen Archiv der FRI für die Unterstützung bei den Recherchen!
(StAI, Slg. Walter Kreutz, ohne Sig.)