Der Saligen-Fräulein-Brunnen
Wer durch den Rapoldipark spaziert, kann sie kaum übersehen: Drei Frauen aus weißem Marmor, barfß, barbusig, still. Der Saligen-Fräulein-Brunnen ist eines jener Kunstwerke, welches auf mich erstmal rätselhaft wirkt – schön, ein bisschen verspielt, fast märchenhaft, aber auch ein bisschen fremd im Rapoldipark – Alltag zwischen Spielplatz, Teich, Joggingrunde und Spikeballspielenden Student*innen.
Der Brunnen wurde vom Südtiroler Bildhauer Hans Plangger entworfen – bereits im Jahr 1944. Ursprünglich war das Kunstwerk gar nicht für den Rapoldipark gedacht, sondern als Teil einer monumentalen Anlage am Rennweg. Doch das Projekt wurde durch die Kriegsereignisse unterbrochen und so wurde die Skulptur erst in den 50-er Jahren fertiggestellt und fand 1958 schließlich ihren Platz im Park.
Hans Planggers Werke zeichnen sich durch eine monumentale, realistische Formensprache aus, die dem nationalsozialistischen Kunststil entsprach.
Auch nach dem Krieg praktizierte Plangger weiterhin als Mitglied des 1946 gegründeten Südtiroler Künstlerbundes. Seine NS-Vergangenheit wurde dabei nicht thematisiert, was exemplarisch für den Umgang mit Künstlern dieser Zeit steht.
Die drei Frauenfiguren im Rapoldipark stehen für die „Saligen Fräulein“ – Sagenwesen aus dem Alpenraum, geheimnisvolle, naturverbundene Frauen, die als weiße, durchschimmernde Frauengestalten wahrgenommen und oft wie Feen oder Elfen dargestellt werden. Meist werden sie als schön, hilfsbereit und heilbringend beschrieben, es gibt jedoch auch Erzählungen, in denen sie unberechenbar und wild erscheinen.
In der Darstellung Planggers sind die Frauen idealisiert und zeitlos und die Darstellung steht in einger Beziehung zur Ideologie und zum Frauenbild des Nationalsozialismus.
Auf der Rückseite der Skulptur ist ein kleiner Kobold – ob er neugierig, verschmitzt oder lüstern schaut, bleibt der Interpretation überlassen.
Die Figur wurde aus einem einzigen Marmorblock gehauen, stammt aus dem Laaser Marmorbruch in Südtirol und misst über zwei Meter. Heute steht die Skulptur unter Denkmalschutz. Der Saligen-Fräulein-Brunnen erzählt nicht nur eine Sage, sondern auch ein Stück Innsbrucker Stadtgeschichte – von großen Plänen, politischen Umbrüchen und früheren Weltanschauungen.
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Ph-15704)
Julie von Raußendorf
Für mich sind die Drei einfach drei junge Frauen: heimatlos, schutzlos ausgeliefert, namen- und sprachlos. Schauen Sie die Gesichter an- ihr „Gesang“ könnten höchstens Klagelaute sein…
Stehen sie nicht gleichsam symbolisch für alle „Umgesiedelten“ und Vertriebenen?