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Spießbürgers Alb

Spießbürgers Alb

Eine im Teleobjektiv stark verdichtete Aufnahme der Innsbrucker Stadtausfahrt Richtung Völs. Einiges „fehlt“ auf dem Bild, wie der Liftturm der Chirurgie und die Autobahnschnecke Innsbruck West, das Medicent und einige universitäre Neubauten. Optisch dominiert wird das Gelände außerhalb der Geleise der Mittenwaldbahn hier vom brandneuen Europlast-Tower.
Für Menschen, die angenommen in den 1980er Jahren Innsbruck verlassen haben und erst kürzlich zurückgekehrt sind, wahrscheinlich ein Bild ohne besondere persönliche Bezugspunkte. Für viele andere gehen die Erinnerung an haven- und Hafenzeiten los, als hier auf dem Gelände des ehemaligen Retter’schen Holzplatzes ein paar Jahre zunächst die linke Kulturszene werkte (und hauste) und dann ein niederschwellig organisiertes Hallendurcheinander Platz für Raves und Oldie-Diskos, aber auch für serbische Romakombos und norddeutsche Salonrocker bot. Irgendwie ideal gelegen, so im Platzspitz der Autostraßen, mit wenig genervter Anrainerschaft und doch nahe genug zur Stadt, dass man auch spätabends noch heimradeln konnte. Viele Innsbrucker*innen kamen samstags im indirekten Auftrag des Stadtarchivs zum Flohmarkt oder nutzen hier bei Fußball-Großereignissen eine schattige public viewing-Möglichkeit.
Jede Stadt, die nicht nur für Touristen kulturelle Angebote machen will, braucht solche halbwilden Randzonen, in denen nicht die Gentrifizierung die zarten Pflanzen der Subkultur bedrängt oder ein öder Langzeitparkplatz mehr Existenzberechtigung hat als ein gemischt genutzter, unaufgeräumter und doch grundsympathischer Ort.

Nachtrag zur Frage von Herrn Sebastian:

Amtsblatt April 1981
Dieser Beitrag hat 4 Kommentare
  1. Die Schnecke Innsbruck-West ist ja fast vollständig, also nach Oktober 1975. Weiß jemand, wann die Schnecke vollständig wurde, also die Abfahrt Richtung Landeck – die schneckenartig über das Hafengelände drübergeht – fertig wurde?

  2. Mit diesem Bild wäre es leicht gewesen, das berätselte Mandelsbergerhaus zu finden, man sieht es mit freiem Auge zwischen den beiden in den 50er Jahren errichteten Eisenbahnerhäusern hervorschauen.

    Das Bild zeigt die Gegend meiner Kindheit in schon stark verändertem Zustand, Hauptfaktor ist neben der 1971 begonnenen Verbauung der Hutergründe natürlich die Verunstaltung durch die Autobahnwürste, die zwei herrliche Paradiese (= wilde Gstetten) meiner Kindheit und Jugend planiert haben.
    Zum einen war dort ein Teil der Postgarage, der für die Nutzfahrzeuge bestimmt war (also Paklwagen und auch Tankwagen) sowie ausrangierte, dem Verfall preisgegebene Altfahrzeuge. Dazu jede Menge herumliegende Autoteile. Von der zum Peterbründl ansteigenden Völserstraße aus konnte man das alles beobachten, obwohl das ein relativ häufig befahrener Verkehrsweg gewesen ist.
    Noch chaotischer, und damit noch interessanter war – wenn auch viel kleiner – das westliche Gegenstück zur Bocksiedlung, ein Sammelsurium von Bretterhütten, Wohnwagen und sogar einem Personenzugwaggon, weiß der Himmel, wie der dorthin gelangt ist. Als Kind begriff man die Armseligkeit der Behausungen nicht, endlich einmal nicht alles so etepetete. Ein Auge riskierte man, fluchtbereit mit dem Luftroller. So um 1964 brannte ein Großteil nieder, den Armen wird bekanntlich auch noch das wenige genommen, was sie besitzen.
    Nur das Peterbrünnl blieb bestehen und trotzte bis vor einem Jahr dem Verkehrslärm. Wird es je wieder aufsperren oder kommt ein schmucker Wohnklotz?

    1. Danke, Herr Hirsch, für Ihre so nette Beschreibung dieser Gegend aus der Sicht Ihrer Jugendzeit!
      Wir Pradler Buam wussten ja nur, dass da draußen irgendwo die Endstation vom „C“ war – „Wiltenberg“. Wir fuhren da etliche Male hinaus, schauten dem Auf und Ab des Bahnschrankens und dem Vorbeifahren der Züge zu, dann fuhren wir mit einem der nächsten Obusse über den Boznerplatz wieder der Heimat zu. Mir kommt auch vor, als ob da draußen irgendein Standl oder Gschäftl und ein Bankl war – oder täusche ich mich?
      Das war damals eigentlich schon eine Weltreise für uns!

  3. Direkt beim Bahnwärterhäusl ist mir kein Standl bekannt.
    Am Wochenende – und ich nehme an, die Expeditionen in den Westen fanden an solchen statt – gab es beim Zugang zur Karwendelbrücke ein Standl mit Jausen, Saftln, Süßigkeiten, vielleicht auch Windradln für die Kinder. Das Angebot erschöpfte sich mit der Ladekapazität des Fiat Multipla des Besitzers.
    Einen Kiosk mit Bankl weiß ich in der Egger Lienz Straße, unmittelbar nach der Eisenbahnbrücke eingangs des Weges zum Husslhof, und einen weiteren, ebenfalls mit Bankl, beim Peterbründl, der als Bau noch steht, allerdings lange schon geschlossen hat.

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