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In Greiters Gartl

In Greiters Gartl

Unser Stadtdokumentarist Fritz Nickel, der in der Innenstadt wohnte, konnte einfach nicht daran vorbei. Wenn die Stadtgärtner eine neue Blumenreihe in das Gartl vor der Annasäule pflanzten, musste er diese fotografieren. Oder wenn die Straße besonders schön beflaggt war. Die auf der Annasäule thronende Marienfigur selbst war auf diesen Bildern nicht besonders wichtig, bisweilen sogar oben abgeschnitten. Elektrisch angetriebene Bahnen und Busse bevölkern die Bilder, Exekutivbeamte, Damen, Herren und auch das eine oder andere Auto; irgendwie herrscht auf dem Bildern trotz wechselnder Lichtverhältnisse stets Feiertagsstimmung. Fritz Nickel hatte nicht die Möglichkeit, den in vielen Ansichtskarten sorgsam herausretuschierten Kabelsalat auszublenden, aber das war egal: Er liebte die wenige Quadratmeter kleine Blumen-Rasen-Komposition, die nach ihrem Erfinder im Volksmund Greiter-Gartl genannt wurde.

Dieser Beitrag hat 24 Kommentare
  1. Bei diesem Anblick kann man wunderbar in Nostalgie schwelgen.

    Was den wenigsten Passanten bekannt sein dürfte:
    Die Marienfigur auf der Annasäule wurde 1956 vom Bildhauer Franz Roilo als Kopie der alten Figur geschaffen. Das Gewicht der Madonna aus Laaser Marmor beträgt 1.500 kg! Das Original befindet sich heute im Stift Fiecht.
    Von Jänner bis November 1956 muss die Annasäule oben leer gewesen sein, weil die Figur dem Künstler in seinem Atelier als Vorlage diente. Ein Foto von der leeren Annasäule ist mir jedoch leider noch nirgends untergekommen…

    1. Danke , Herr Auer, für den Hinweis auf meinen Onkel – das bedeutet für mich selbstverständlich sehr viel. Auf die Schnelle stelle ich ein Bild ein. Ich habe es gerade jetzt einmal in einer Schachtel als Dia gefunden. Bitte um Entschuldigung wegen der Qualität!
      https://postimg.cc/QFzdkgRm

      1. Das ist ein tolles Bild Herr Roilo mit Original und Kopie nebeneinander. Nicht tragisch aber weil es zum Thema der letzten Dia- und Negativ-Scans passt: Seitenverkehrt…

        1. Haha – ja das stimmt tatsächlich, es ist seitenverkehrt! Also auch ich bringe das zusammen, nicht nur die Profis vom Stadtarchiv!! Ich wäre gar nicht draufgekommen, obwohl ich die Örtlichkeit auch noch kenne: Das große Atelierfenster war links, auf der Nordseite des Hauses (mit herrlichem, damals noch freien Blick auf die Nordkette!), ebenfalls der Scheinwerfer!
          Ich habe es nun gespiegelt, werde das Dia aber nochmals suchen, so gut es geht reinigen und nochmals scannen!
          Danke jedenfalls, Herr Hofinger
          https://postimg.cc/JynnXs3f

  2. Meines Wissens gab es damals eine kleine Diskussion um die Neupositionierung der Statue. Es gab Stimmen, die sich für die Ausrichtung der neuen Statue nach Süden stark machten. Da nahezu alle Fotos die Nordkette und Teile der Altstadt als Hintergrund bevorzugten, wäre es doch besser, wenn die Madonna milde in die Kamera lächelte. Das Gegenargument, daß die Muttergottes zum Segen der alten Stadt und nicht in einer Rolle als Model zu lächeln habe, hat aber, wie wir alle wissen, gewonnen. Heutzutag wärs vielleicht umgekehrt. Aber da würde man wahrscheinlich die ganze Säule mit umdrehen…

        1. Eigentlich sollte Maria auch nicht milde lächeln, sondern einen warnenden Blick nach Bayern richten! Wer hinter dieser Warnung steht, ist aus den vier Heiligen darunter zu ersehen!

  3. Vielen Dank für diese Bilderschätze, Herr Roilo!
    Diese Fotos sind sehr interessant und haben einen hohen dokumentarischen Wert. Von unten sieht man ja gar nicht die vielen künstlerischen Details, wie z.B. dass die Madonna barfuß auf der Säule steht!

    Das Kapitell der Säule wurde 1956 offenbar ebenfalls erneuert. Von der Annasäule ist gar nicht mehr viel Originalsubstanz an Ort und Stelle vorhanden, wenn man bedenkt, dass der gesamte Säulenschaft um 1864 ausgetauscht wurde.
    Auch die vier Heiligenfiguren sind inzwischen durch Kopien ersetzt worden.

    1. Ich hätte seinerzeit, als ich das Dia machte, die Madonna vor mir stehend gesehen und auch die anderen Bilder aus dem Album meines Onkel habe ich oft angeschaut – dass die Mutter Gottes barfuß ist, fiel mir bisher nie auf!
      Die Kopien der vier Heiligenfiguren bestehen anscheinend nicht mehr aus Marmor, sondern aus irgendeinem Kunststein. Diese Originale befinden sich im alten Landhaus.
      Die Säule besteht aus Kramsacher Marmor.

  4. Vielen Dank für all die schönen, interessanten Fotos!

    Zum Greiter-Gartl: Auch nach Ausrufung des Klima-Notstands kann unsere umtriebige Stadtregierung darauf verweisen, dass der schöne Schmuck keine messbaren Auswirkungen hat(te). Ich sage aber: Sehr wohl spürbare! Schmerzlich, wenn man sich erinnert, bzw. diese Fotos und den aktuellen Status vergleicht. Als in den 20er und 50er-Jahren sogar Bäumchen aufgestellt waren, hatten wir wohl einen Grünen Bürgermeister oder Stadtrat?

    Weder klimatisch noch optisch hilft der sorgsam in unsere Prachtstrasse hinein-komponierte Abdeck-Stehgewässer-Trog, äh Brunnen, welcher nach prompter Korrektur wenigstens nicht mehr für Schürfwunden und Bänder-Verletzungen sorgt …

    1. Die Evapotranspiration einer bewegten Wasserfläche, wie wir sie dort jetzt haben, ist deutlich höher als die einer gleich großen Grünfläche mit niedriger Vegetation. Die Reflexion des aufheizenden Sonnenlichts ebenfalls.
      „Steriler“ Parkrasen, wie er hier das Blumenbeet umgibt, hat keinerlei positive ökologische und nur geringe positive mikroklimatische Effekte.
      Das abgebildete Blumenbeet verursachte durch die Notwendigkeit, die Blumen ständig neu zu pflanzen und die Beete aufzufrischen, sogar seine eigenen CO²- und NOx-Emissionen, bedingt durch die damaligen umwelttechnisch katastrophalen Verbrennungsmotoren, die auch das Grünanlagenamt ganz sicher verwendet haben wird.
      Wir Grünen schaffen gern und viel neues Grün, aber halt dort wo es passt.

      1. Geh Manni, es geht um den Unterschied zwischen grottenschiach und wunderschön. Einmal Trevibrunnen googeln.

        Im übrigen hat es die Stadt im Handumdrehn geschafft, diese schöne platzbreite Straße auf eine doofe Spaßfläche mit Schanigarten zu reduzieren.

        1. Karl, das ist halt subjektiv, ich finde die heutige Gestaltung wesentlich schöner als die frühere Asphaltstraße mit Gehsteigen, die ja noch dazu zum Autofahren einlud. Hundertprozentig zufrieden bin ich auch nicht; wenn ich’s mir aussuchen könnte, wäre der Plattenbelag weniger kleinteilig, etwa so wie in der Ursulinenpassage, und die Straßenbahn hätte noch ein Gleis da durch, weil Straßenbahnen in Fußgänger:innenzonen kein Störfaktor sind.
          Die mikroklimatische Wirksamkeit der Wasserfläche ist halt ein Fakt, das war nur meine Reaktion auf „böse Grüne, früher war alles besser“.
          Abgesehen davon kenne ich den Trevi-Brunnen natürlich. So eine herrliche, riesige Brunnenanlage würde ich mir wünschen! Ich denke, dass wenigstens der Rudolfsbrunnen am neu gestalteten Bozner Platz viel besser zur Geltung kommen wird. Ich will da im Sommer viele Leute herumplanschen sehen.

  5. Also das „böse Grüne, früher war alles besser“ ist schon sehr weit hergeholt, umso mehr, als das Brunnen-Dings ja unter einer „gelben“ Bürgermeisterin installiert wurde. Ich wollte ja nur sagen, dass mir das Grün um die Annasäule und ein schöner Brunnen besser gefallen hat/würde, und keine Parteipolitik auslösen.

    Angesichts der kleinen Fläche lohnt sich die Diskussion nicht, ob Im Hochsommer Rasen oder Beton mehr Hitze abstrahlt. Schon relevanter wäre es, an einem plätschernden Brunnen Abkühlung zu finden, wie etwa einstens am Sparkassenplatz an Jos Pirkners Brunnen. Natürlich wird dadurch nicht das wissenschaftliche Stadtklima gerettet, aber wir Menschen mögen halt auch kleine Zeichen, wenn schon der Gemeinderat mehrheitlich den städt. Klimanotstand ausgerufen hat.

    Ja, möge der Rudolfsbrunnen weiter belebt werden – und ihm das Schicksal des Joachimsbrunnens im Waltherpark ewig erspart bleiben …

  6. In einer Seminarabeit sagt Angelika Wöss (2010),
    https://www.grin.com/document/333930
    dass die schwebenden Engel (Putten) an der Annasäule im Zuge einer Renovierung von 1864 bis 1884 abgenommen waren. Meine wenigen Fotos aus dieser Zeit bestätigen dies.
    Allerdings ist mir aufgefallen, dass irgendwann zwischen 1900 und 1910 die Annasäule wieder Putten-los war: Weiß da jemand was Genaueres?

    1. Die Annasäule wurde 1884 und 1905 renoviert. 1884 bestand laut diesem Zeitungsartikel bloß der Wunsch, die Putten wieder anzubringen:
      https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=ibn&datum=18840827&seite=4&zoom=33&query=%22annas%C3%A4ule%22&ref=anno-search

      Tatsächlich angebracht wurden die Putten laut diesem Zeitungsartikel jedoch erst 1905, nachdem sie über 40 Jahre am Dachboden des Landhauses geschlummert hatten:
      https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=ibn&datum=19051214&query=%22annas%c3%a4ule%22&ref=anno-search&seite=4

      Dass die Putten bereits 1884 wieder angebracht wurden, muss eine irreführende Fehlinformation sein! Die Annasäule war laut den Fotos von 1864 bis 1905 durchgehend ohne Putten.

      Die Informationen dieser Seminararbeit stammen aus dem Artikel „Die Innsbrucker Annasäule“ von Otto Lutterotti, wo auch die irrtümliche Jahreszahl 1884 auftaucht und von der Verfasserin der Seminararbeit übernommen wurde:
      https://www.zobodat.at/pdf/VeroeffFerd_026-029_0503-0508.pdf

  7. Vielen Dank, Herr Auer, für diese Auskunft!
    Nachdem ich bislang die Datierung der div. Fotos ziemlich „gläubig“ übernommen hatte, sind jetzt nach entsprechender Umstellung viele Fragezeichen verschwunden!

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