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In Aller Stille: Das Garnisonsspital

In aller Stille: Das Garnisonsspital

„Gestern vormittag ist … die offizielle Übergabe des neuen Militärspitals … erfolgt. Von einer größeren Eröffnungsfeier wurde abgesehen. Der denkwürdige Akt vollzog sich in aller Stille vor einem internen Kreise militärischer Persönlichkeiten,“ berichtete der Bote für Tirol und Vorarlberg am 28. September 1910.

Weil die bestehenden Räumlichkeiten in Dreiheiligen zu eng geworden waren, hatte die Heeresverwaltung ab Juni 1908 ein neues Militärspital errichtet, das 1910 in Betrieb ging, wenngleich sich einige Arbeiten noch bis ins Folgejahr hinauszögerten. Für die Bauarbeiten war ursprünglich ein Betrag vonetwas über eine Million Kronen veranschlagt worden, letztendlich beliefen sich die Kosten auf eineinhalb Millionen Kronen (umgerechnet ca. 9 Millionen Euro).

Blick in Richtung Südosten auf das neue Garnisonsspital mit seinen voneinander getrennten Gebäuden, wohl um 1910-1914

Der Ort – das heute als Conradkaserne und Militärspital 2 genutzte Geviert der Pacherstraße, Köldererstraße, Burgenlandstraße und Dr-Glatz-Straße – war bewusst gewählt worden: ein Grüngürtel trennte zunächst das neue k.u.k. Garnisonsspital Nr. 10 vom verbauten Ortsgebiet. In der obigen Karte wird dies durch die Bauern bei der Feldarbeit im Vordergrund deutlich.

Das ca. 180 mal 180 Meter große Areal gliederte sich in einzelne von einander getrennte Pavillons, etwa einer für „innerlich Kranke und einer für äußerlich Kranke, ein Pavillon für Geisteskranke und kranke Arrestanten, ein Pavillon für Infektionskranke und ein Leichenhaus“. Überall „soll für Luft, Licht und Reinlichkeit in jeder Beziehung gesorgt werden.“

Diese Perspektive verdeutlicht sowohl die ursprüngliche Randlage des Garnisonsspitals als auch die Nähe zum Militärfriedhof. Gleichzeitig sieht man, wie die Bebauung bereits bis ans Spital heranreicht. Die vielen Baracken dürften darauf hindeuten, dass die Postkarte aus der Zeit des Ersten Weltkriegs stammt.

Die obigen Zitate stammen aus einem Bericht aus dem Boten für Tirol und Vorarlberg, der das Vorhaben bereits vor Beginn der Bauarbeiten in höchsten Tönen lobte: Hier werde „ein neues, allen modernen Anforderungen entsprechendes Garnisonsspital gebaut“. Nur wenige Jahre später, im Spätsommer 1914, sollte sich herausstellen, dass auch alle modernen Militärspitäler zusammen bei weitem nicht den Anforderungen eines modernen Massenkrieges entsprechen konnten.

(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Ph-G-25852-2, Ph-6774, Ph-16040)

Dieser Beitrag hat 26 Kommentare
  1. Für die Krankentransporte zu dieser Einrichtung wurde 1916 eine Stichstrecke der Straßenbahn durch die Dr.-Glatz-Straße gebaut, ausgehend von der Endstation Lindengasse der Linie 3. Die Verwundetenzüge fuhren über diese Strecke ins Gelände der „Krankenverteilanstalt“ und wendeten dort in einem zweigleisigen Endbahnhof. 1920 wurden diese Gleisanlagen schon wieder abgebaut.
    Ich schreibe das deswegen, weil diese Straßenbahnstrecke zu jenen gehört, von denen bisher meines Wissens nach keine Fotos bekannt oder gar in der Literatur veröffentlicht sind. In der Sammlung Kreutz gibt es m.W. keines. Ob sich vielleicht irgendwo anders im Archiv etwas dazu findet?

    1. Prinzipiell wäre das leicht möglich, dass es noch mehr gibt. Das Problem ist: Wir sind keine Straßenbahn-ExpertInnen. Wenn ein Foto in unsere Datenbank aufgenommen wird, werden Details wie Straßenbahnschienen zwar meist, aber nicht immer erwähnt und die Datierung ist auch so ein Problem… Es müsste also ein Experte wie Sie zu uns kommen und in der Bilddatenbank die Bilder der relevanten Straßen durchsehen, in der Hoffnung, Schienen zu finden. Eine gebührende Veröffentlichung in „Zeit – Raum – Innsbruck“ ließe sich danach danach sicher organisiere – samt Ruhm und Ehre…

  2. Danke, Herr Schneiderbauer – das ist für mich ganz etwas Neues! Die „Dreier“ durch die Dr. Glatz Straße zum Garnisonsspital – kriegsbedingt! Was werden sich hier alles für Schicksale abgespielt haben!! Diese armen Verwundeten und Kranken! Zuerst von der Dolomitenfront mit weiß Gott was zu einer Bahn, dann über den Brenner, „umladen“ am Hauptbahnhof in die Straßenbahn, dann endlich ins Spital, das ja durch eine Barrackenstadt vergrößert worden war!! Es gibt ein Foto von einer Zugsgarnitur am Bahnhofsplatz, einem Haller Triebwagen mit Frachtanhänger, teilweise seitlich offen zum Einschieben der Bahren!
    Im Stadtplan
    https://www.innsbruck.gv.at/data.cfm?vpath=redaktion/ma_v/kultur/dokumente33/stadtarchiv1/1923-schwaighofer-fuehrer
    ist die Linie sogar eingezeichnet!

    1. Hallo Herr Roilo,
      die 3er-Züge fuhren nur bis zur Endstation Lindengasse. Weiter durch die Dr.-Glatz-Straße fuhren nur eigene Krankentransportzüge, wie auf dem von Ihnen genannten Foto, das ich aus dem „Kreutz“ kenne, es ist aber auch online hier zu finden: https://www.eisenbahn.gerhard-obermayr.com/privatbahnen/lokalbahn-innsbruck-hall/lbihit-1915-bis-1921/
      Dieses Bild ist auch eine Rarität, denn es ist das einzige bekannte Bild eines solchen Zuges, der noch dazu auf einem eigenen Gleis steht, das für diese Züge vor dem Hauptbahnhof verlegt wurde. Diese „Verwundetenzüge“ wurden aus offenen Sommerbeiwagen und Güterwagen zusammengestellt, in die die Verwundeten mitsamt ihrer Liege hineingestapelt wurden. Viele kamen auch am Westbahnhof an, wo es ebenfalls ein eigenes Gleis dafür gab.
      Das alles steht im „Kreutz“.
      Ich stimme Ihnen zu – ich mag gar nicht daran denken, was für eine Qual diese Art des Transportes für die Verletzten gewesen sein muss, zumal weder Eisenbahn noch Straßebahn damals auch nur ansatzweise eine solche Laufruhe hatten wie heute.

      Ich habe eine Zeitlang in Zweifel gezogen, dass diese Strecke wirklich existierte, da das einzige, was konkret darauf hindeutete, ein einziger Chronikeintrag im „Kreutz“ war. Weitere Chronikeinträge dort könnten auch vermuten lassen, dass die Militärverwaltung, die die Strecke bauen ließ, diese durch die Amraser Straße verlegte, wo ja später die Linie 3 verlängert wurde, und sie auf der Ostseite an das Militärspital herangeführt wurde. Foto der Strecke gab/gibt es bis jetzt keines. In den „historischen Kartenwerken“ von tiris war die Strecke auch nirgends eingezeichnet. Deshalb ist die Karte, die Sie oben verlinkt haben und in der die Strecke eingezeichnet ist, für mich ein weiteres Stück wertvolle Information, vielen Dank dafür! Bisher habe ich die Strecke nur im Plan in „Tramways, Trolleys and Scenic Light Rail“ von Ray Deacon eingezeichnet gesehen und ging davon aus, dass die dort verwendete Quelle der Chronikeintrag bei Kreutz war. Jetzt sehe ich sie tatsächlich in einem Stadtplan von 1923. Das räumt für mich die letzten Zweifel aus.
      Für ein Foto müsste man vielleicht, falls im Stadtarchiv nicht noch etwas auftaucht, die Archive des Militärs öffnen, falls es so etwas überhaupt gibt – diesbezüglich habe ich mich noch nicht schlau gemacht.

      1. Danke Herr Schneiderbauer für diese ausführliche Antwort! Danke für den Link, über den man zu einer digitalen Darstellung von Teilen des Standardwerkes über die die Innsbrucker Bahnen und Busse kommt (Walter Kreutz: „Straßenbahnen, Busse und Seilbahnen von Innsbruck“ – ISBN 3-85423-008-7. Herrn Kreutz bewundere ich immer wieder!!!)
        Bei diesem oben erwähnten Foto ist neben diesem Verwundetenzug am Bahnhofplatz auch der ehemalige Prachtbau des Hotel Tyrol an der Ecke Brixner Straße – Brunecker Straße zu bestaunen! Viele werden sich daran nicht mehr erinnern können!
        Auch folgender Einträge sind für unsere Straßenbahnzufahrt zum Garnisonsspital interessant:
        21. August: (2016) Zufahrtsgleis Lindengasse-Krankenverteilanstalt (KVA) in Betrieb. Die Verwundetenzüge fahren vor den Zügen der L3, andernfalls ist in der Ausweiche Lindengasse zu kreuzen. In der Krankenverteilanstalt Einfahrt auf das vordere Gleis neben der Einsteighalle, sodann setzt der Tw um. Krankenzüge, die von der Verteilanstalt kommen, haben vor der Ausweiche Lindengasse anzuhalten. Die Stadt schlägt vor, von der KVA eine Abzweigung nach Osten bis zur Amraser Str. und zum neuen Pradler Friedhof zu bauen. Die LB ist von dem Vorschlag nicht begeistert, denn sie will die Linie durch die Amraser Str. führen, weil dort eine dichtere Besiedlung zu erwarten ist.
        21. November (2016): Für liegende Verwundete sind ab sofort nicht mehr die Gw, sondern die offenen Sommerbw 127, 128, 131 und 133 zu verwenden. Auf Bahren mit einschiebbaren Holmen können 12 Liegende (4 quer über die Sitze, 2 längs am Boden, 6 auf den oberhalb der Sitzbretter angebrachten Querbalken) befördert werden.
        14. Februar (1920): Verlängerung der L3 von der Lindengasse bis zum Ostportal des Kriegsbeschädigtenspitals unter Verwendung der von der k. k. Armee hinterlassenen Gleisanlagen in der Krankenverteilanstalt. Die Hst Lindengasse wird Bedarfs-Hst, neu errichtet werden die Hst Kriegsbeschädigtenspital und die Ecke Amraserstr./Burgenlandstr. gelegene Endstation Amras. Innerhalb des Barackenlagers ist das Anhalten sowie Ein- und Aussteigen verboten. Bei Anhängerbetrieb muß in der Lindengasse umgesetzt und zur Endstation geschoben werden. Feste Kreuzung in der Ausweiche Lindengasse.
        5. März (1920): Lindengasse-Amras 15-Min.-Verkehr. Jeder zweite Zug fährt bis Amras (3 Tw und 3 Bw), 2 Tw nur bis Lindengasse.
        25. November (1920): Das BM für Verkehr verlangt ein Detailprojekt für die Strecke Lindengasse-Amras. Die Gleisanlage ist noch nicht abgetragen, da die Entscheidung der Gemeinde aussteht.
        Wahrscheinlich gibt es noch mehr darüber.
        Übrigens: Auch bezüglich des Gleises vor dem Westbahnhof ist etwas zu lesen – dazu (später) in http://innsbruck-erinnert.at/hoch-hinaus-3/

  3. Laut „Innsbruck informiert“ vom Feber 2023 wurde das ehemalige Garnisonsspital in Dreiheiligen in Wohnungen umgewandelt: Wo bitte stand/steht dieses Gebäude?

    1. „Dieses“ Gebäude „stand“ nicht, sondern es steht noch immer! Jaaa, die Eisenbahner-Wohnhäuser Weinhartstr. 2 ! Eine ehem. Nachbarin Amalia Fritz zumindest erzählte, sie sei in dem ehem. Lazarett- oder halt Spitalgebäude beim Opa aufgewachsen – und habe gut schwimmen gelernt, weil gleich drüben, „wo die Allee anfangt“, das Schwimmbad war (nach Geschlechtern getrennt)
      Auch schulischerseits wurde immer dieses Gebäude südlich der Gartenmauern des Ferrari-Schul-Geländes immer als das ehemalige „Siechenhaus“ des Pestarztes Dr.Weinhart (zumindest stand dieses hier auf dem Gelände!) und das spätere „Lazarett“ bezeichnet.
      Und es wurde auch gesagt, daß diese „barocke Portaleinfassung“ des Hauses (oder eigentlich „der Häuser“) gar nicht sooo alt sei….
      Aber fallls Sie mir nicht glauben:
      „Die profanen Kunstdenkmäler der Stadt Innsbruck außerhalb der Altstadt“ (1981 by Verlag Anton Schroll & Co, Wien), Seite 203: (Weinhartstraße) Nr.2, ehem. Pestlazarett, wo u.a. zu lesen ist:
      1694 Modell zu Neubau genehmigt (durch die Stadt)
      1811 durch die Stadt im Tauschwege dem Staat überlassen, der es als Militärspital verwendete.
      Der aus dem späten 17.Jhdt. stammende Baukern wurde also im 19.Jhdt. verändert.

      Heute ist der Bau durch Neuverputz und Fensteränderungen (70-er Jahre, 20.Jhdt.) in seinem Charakter verändert.
      Die ausgiebig beschriebenen 2 Portale (das linke vermauert) „…Ende des 17.Jhdts.“!

  4. Unglaublich! Vielen Dank an Frau Stepanek und Herrn Roilo!

    Angesichts dieses Raum-Zugewinns kann ich schon nachvollziehen, dass viele den neuen Standort als „Kriegs-ausreichend“ angesehen haben. Die Fotos von den Barackenlagern zeigen aber, welche Dimensionen da tatsächlich losgetreten wurden.
    Unvorstellbar, wenn die Verwundetentransporte in die Weinhartstraße 2 fahren hätten müssen …

  5. Genau, Herr Roilo, ab 6. März 1930 hieß die Fabrikgasse dann Weinhartstraße, benannt nach dem Arzt Dr. Paul von Weinhart zu Thierburg und Volandsegg (* 1570 in Augsburg + 1648 in Innsbruck), der u. a. als Innsbrucker Pestarzt in die Geschichte einging.

    Vorläufer des Garnisons-Spitals war das sog. Siechen- oder Prestenhaus. In den IN vom 22. Jänner 1923 heißt es über den Ausbruch der Pest im Jahre 1611: „Für die Kranken wurde an der Sill ein eigenes Lazarett, das sogenannte Siechen- oder Prestenhaus (es ist das nachmalige Garnisonsspital neben dem Ferraripalais in der Fabrikgasse) erbaut […].“
    https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=ibn&datum=19230102&query=%22Siechen%22&ref=anno-search&seite=3

    Im Wikipedia-Eintrag zu Paul Weinhart steht zwar, dass dieses Lazarett an der Stelle stand, an der später die Dreiheiligenkirche gebaut wurde, für mich ist der IN-Artikel jedoch richtiger, zumal es hier auch heißt: „Dadurch kam man auf den Gedanken, in der Nähe des Siechenhauses eine Kirche zu errichten.“ (und nicht etwa „auf dem Gelände des Siechenhauses“). Das Palais Ferrari (erbaut 1686 – 1692) hat beim Ausbruch der Pest noch nicht bestanden, es war also naheliegend, dass für den Kirchenbau „im Anger des Siechenhauses Baumaterialien bereitgestellt wurden.“ Ich nehme an, mit dem Anger war das spätere Ferrari-Gelände gemeint. Hier gegenüber dem Bauplatz der Kirche Material zu lagern, machte Sinn. Kurze Wege. Damals schon wichtig.

    Leider sind „Die Stadtteile Innsbrucks“ wie auch die anderen „Digitalen Bestände“ (Stadtpläne, Unterkircher Chronik, …) des Stadtarchivs noch immer nicht aufrufbar – seit Anfang des Jahres 🙁 – sonst hätte ich dort nachlesen und Genaueres erfahren können.

    @ Herrn Engelbrecht: Wie Herr Rettenbacher in seinem Bericht „Das Palais Ferrari, Außen“ vom 9. Nov. 2021 schreibt, verblieb das Palais bis 1893 im Besitz der Familie Ferrari. 1893 erwarb dann das angrenzende Militärspital das Areal und nutzte es als Militärspital und Magazin. Das „angrenzende Militärspital“ heißt, es gab dort bereits eines. Es wird in den Adressbüchern von 1896 bis einschl. 1918 als „k. u. k. Militär Aerar“ oder „k. u. k. Militärverwaltung“ mit den zusätzlichen Bezeichnungen „Garnisons-Spital“, „Feldjägerkaserne“ (vor dem 1. WK), „Infanteriekaserne“ (während des 1. WKs) unter den Anschriften Fabrikgasse 2 (Cataster Nr. 333) und Fabrikgasse 4 (Cataster Nr. 334) geführt, wobei Nr. 4 das frühere Palais Ferrari und wohl das eigentliche Verwaltungsgebäude war, während Nr. 2 abwechselnd als Garnisons-Spital und Kaserne diente. Von 1919 und 1920 gibt es keine AB und 1921 heißt es dann klarerweise nur mehr „Militärverwaltung“.

    Von AB 1924 bis 1976 ist als Besitzer von Fabrikgasse 2/Weinhartstraße 2 die Bundesbahn gelistet, für Fabrikgasse 4 noch von 1924 bis 1927 die Heeresverwaltung, ab 1928 dann die Bundeslehranstalt für gewerbl. und wirtschaftl. Frauenberufe. Da das neue k. u. k. Garnisons-Spital (heutige Konrad-Kaserne) zum Zeitpunkt der Eröffnung Ende 1910 noch nicht zur Gänze fertiggestellt war, hat man die Gebäude in Dreiheiligen wohl noch gut parallel nutzen können.

    @ Frau Stepanek: Vielen Dank für Ihre Hinweise! Mein „stand“ bezog sich auf die Tatsache, dass es schon lange kein Garnisons-Spital mehr ist. Mit Ihren Zitaten aus den „Profanen Kunstdenkmälern …“ hat sich für mich wieder etwas geklärt. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass seit dem ersten Bau bis heute keine sonstigen baulichen Maßnahmen erfolgten. Jetzt sieht es für mich so aus:
    1611 – Bau Siechen- od. Prestenhaus
    1694 – Neubau (nach über 80 Jahren vermutl. erforderlich)
    1811 – Tausch u. Umbau/Adaption zu Garnisons-Spital
    1923 – Umbau zu Wohnungen, tw. vorgesehen für Witwen, Waisen und Invaliden (?)
    1924 – Besitzerwechsel, nun Bundesbahnen
    1970er – neuerliche Bau- /Energiesparmaßnamen

    Leider wird in vielen Zeitungsberichten nicht immer zwischen altem und neuem Garnisonsspital unterschieden, sodass ich mir bei meiner chronologischen Aufstellung mit 1923 nicht sicher bin, ob das noch die Fabrikgasse 2 betraf oder schon die Anlage im Pradler Geviert. Allerdings auch nicht ganz logisch, dass man zuerst aus Platzmangel ein neues Kasernenareal errichtet und nach knapp 10 Jahren teilweise zu Wohnungen umbaut.

    Zwei Besispiele für meine Zweifel: Die IN berichten am 21. Dez. 1922 / S 6 von einer Arbeitslosensitzung, bei der den Anwesenden mitgeteilt wurde, dass von der Stadt der Vorschlag, das alte Garnisonsspital zu Wohnungen umzubauen, abgelehnt werden musste. Ebenfalls in den IN heißt es dann am 21. Juli 1923 / S 5, dass lt. einer Zusammenstellung des Innsbrucker Wohnungsamtes in der Zeit vom 1. Jänner 1923 bis 30. Juni 1923 insgesamt 301 Parteien untergebracht wurden, 49 davon im Garnisonsspital. Auch wenn die Wohnungen klein waren, hätte man in der Fabrikgasse 49 Parteien untergebracht? Und dann das Gebäude bereits 1 Jahr später an die Bahn abgetreten? Sieht ganz nach noch mehr ANNO aus …
    Eine Frage habe ich noch, die vielleicht jemand aus dem Forum beantworten kann. Beim Luftangriff am 7. 4. 1945 fielen auch auf die Weinhartstraße Bomben. Auf der Karte der Bombardierungen sieht es so aus, als wäre die Nr. 2 getroffen worden. Sehe ich das richtig, weiß jemand von Ihnen Genaueres?

    1. Bitte schauen Sie in den alten Adreßbüchern nach, wo die mütterlicherseitigen Großeltern einer meiner ehemaligen Kolleginnen, nämlich eine Familie Zampedri, gemeldet waren, bevor sie eine der Zi/Kü/Kab-Wohnungen in den Neubauten der Premstraße bekommen haben.
      Also Zwischenkriegszeit.
      Meine Mutter meinte damals, das seien diese „Dr.-Glatz-Str.“-Adressen gewesen.
      Aber das läßt sich sicherlich genauer eruieren.

    2. ….denn ich glaube nicht, daß die militärische Buchhaltung so genau war, die Mieter nach einzelnen Objekten zu trennen, das wird Summa summarum gemacht worden sein, wobei nicht genau nach Stadtteien und Einzelobjekten unterschieden wurde. Vielleicht nach Alphabet, falls es Namenslisten gibt – oder gab…

  6. In diesem Zusammenhang vielleicht noch Folgendes:
    Im „Schönegger“:
    bereits im inneren Umschlagblatt gut sichtbar,
    ferner auf den Seiten 14 (beim „Lazareth“),
    Bei Rangger Seite 17 (angedeutet)
    auf Seite 35 (Militärbegräbnus) ,
    sowie den Seitenj 37, 38, 40, 41, 42 und 44
    befindet sich dieser Militärfriedhof – eigentlich an genau der Stelle, an welcher die Museumstraße heute endet und die Amraser Straße beginnt.
    Durch die Sillüberschwemmung 1820 sch3int diese Begräbnisstätte zerstört worden zu sein….
    Eigentlich schon makaber, was unter dieser frequentier (tes) ten innerstädtischen Straßenkreuzung einmal war -oder noch ist …. unter der Erde…!

  7. Im besten aller Innsbrucker Adreßbücher, dem von 1957, ist auf Seite 279 zu lesen:
    „Weinhartstraße
    1 + 1a Interessengemeinschaft d.
    Wiederaufbaus HV Krizan Erich, Dr.
    (Vertr. Dr. Erich Krizan) M.Theresien-Str.42

    Der Bombentreffer hat also möglicherweise eher die westliche Straßenseite betroffen.

    1. Ja, da scheint mein Hinweis auf das wundervolle Adressbuch vun 1957 „verschütt“ gegangen zu sein!
      Bezüglich der beim „Siechenhaus Weinhartstr.“ eingezeichneten Fliegerbombe:
      Seite 279
      1 + 1a Interessengemeinschaft des Wiederaufbaues HV Krizan Erich, Dr.
      (Vertreter Dr.Erich Krizan) M.-Theresien-Str.42
      Es könnte also sein, daß die Auswirkungen der eingezeichneten Bombe die westliche Straßenseite (mit den ungeraden Nummern) betroffen haben.

  8. Da ich gerade das Buch vom Svehla wegen der Gabelsbergerstraße in der Hand habe:
    Weinhartstraße 1 Totalschaden am 7.4.1945
    Weinhartstraße 3 Schwere Schäden am 15.12.1943

    Unter „Wiederaufbau“ kann ich nur „1957 Weinhartstraße 1“ – allerdings unter “Neubauten“ „1956 Weinhartstraße 2“ Fehler??

    1. ….falls nicht einige davon bei der Errichtung der Biedermayerkapelle im Militärfriedhof Anzengruberstraße dorthin überführt wurden….???
      Da müßte es doch auch etwas darüber geben – bei der zuständigen Verwaltung dieses Gedenkortes an die ehem. KKMonarchie – oder?

      1. Soeben nachgeschaut: Dieser Friedhof wird von der
        Burghauptmannschaft Österreich – Hofburg
        verwaltet.
        Diese müßte uns dazu (Übertragung von exhumierten Gebeinen) doch allerhand erzählen können…

  9. Wieder einmal dankeschön, Herr Roilo und Frau Stepanek für Ihre Hinweise bzgl. der Bombentreffer in der Weinhartstraße! Ich bin jedesmal beeindruckt, wie schnell Sie Antworten, Pläne oder Literaturhinweise parat haben! Da trifft es sich gut, dass ich mir vergangene Weihnachten den den Schönegger geschenkt habe – vielen Dank an dieser Stelle dem Stadtarchiv für die prompte Lieferung!

    Zur Fam. Zampedri: Johann Zampedri, Maschinenschlosser, scheint in den AB 1924 – 1928 in der Prügelbaubaracke 3 (Innrain 48) auf. 1929 – 1930 wohnt dort noch Katharina Zampedri, Maschinenschlosserswitwe. Danach war sie von 1931 – 1934 in der Roseggerstraße 7 gemeldet, von 1935 – 1938 in der Dr.-Glatz-Straße 17, 1939 in der Burgenlandstraße 21b. Dann scheint sie erst wieder von 1953 – 1957 auf u. zw. in der Premstraße 28a. So gesehen hatte Ihre Mutter recht, Frau Stepanek, wenn sie sich an die Dr.-Glatz-Straße erinnerte.

    Im Band 30 (2016/2017) des Jahrbuchs der Deutschen Gesellschaft für Krankengeschichte „Historia Hospitalum“ gibt es zum Schwerpunktthema „Geschichte der Pflege im Krankenheus“ einen Beitrag von Martin Scheutz über die Pestspitäler in Österreich. Hier wird auf der (dig.) Seite 5 auch das Innsbrucker „Brestenhaus“ als nebst dem Pestfriedhof gelegen erwähnt. Allerdings als bereits im Jahr 1541 vom Stadtrat begründet (siehe dazu auch die Tabelle am Ende des Beitrags).

    Bei dem Bau von 1611 handelt es sich daher um eine Erweiterung des bereits bestehende Seuchenhauses aufgrund einer neuerlichen Pest-Epedemie. Die ebenfalls im Beitrag gezeigte, dem Tiroler Landesarchiv entnommene Skizze bildet die Anlage samt Erweiterung („Neugebaute Huetten“) ab:
    https://homepage.univie.ac.at/martin.scheutz/website/wp-content/uploads/2018/09/158_Scheutz_Pestspit%C3%A4ler.pdf

    1. Vielen Dank für das Einspielen des Beitrags von M.Scheutz mit der Skizze aus dem Landesarchiv! Und ebenfalls für das Nachschauen der Adressen. Merkwürdig, was mir in Erinnerung geblieben ist – und daß es auch noch verifiziert werden kann…

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