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Ein Trügerisches Idyll ?

Ein trügerisches Idyll ?

Auf den ersten Blick ist man nicht sicher, ob das Innsbruck sein kann. Erst als der charakteristische Turm der alten Höttinger Pfarrkirche ins Auge fällt weiß man, wo man umgeht. Natürlich kann man auch die Bildunterschrift lesen, aber das kann ja schließlich Jede/r.

Natürlich ist die Dampflok, die durch den Marktgraben Richtung Hall stampft das Erste, was auffällt.

Am linken Rand das damals noch in der Innenstadt befindliche Ursulinenkloster mit einer großen Plakatwand. Das wäre heute nicht mehr möglich. Auf der Dachrinne am linken Rand kleben wohl kleinere Inserate zweifelhaften Inhalts. Davor trägt eine einheimische Bäuerin mit Kopftuch einen Packen kleiner Äste. Für einen Palmbuschen ist es wohl schon zu spät im Jahr

Das Gebäude in der Straßenflucht ist das Fleischbankgebäude der Stadt, das zusätzlich die städtische Pfandleihanstalt und andere Einrichtungen beherbergte. Nach einem Bombenschaden im Zweiten Weltkrieg ist es etwa 1950 abgebrochen worden. Bisher sind alle Pläne einer neuerlichen Verbauung gescheitert.

An der ostseitigen Straßenseite bestehen vor den Geschäften noch die sog. Boutiquen, die heute nicht mehr existieren. Die Geschäftsnamen – wie etwa Nothburga Tyrler – sind uns nach wie vor bestens vertraut. Davor das hier nicht leserliche Geschäft dürfte der Geschirrhändler Jakob Leikermoser gewesenen sein und wiederum näher zum Betrachter die Bäckerei des Johann Köchler. Rechts am Bildrand der Laden von Maria Wille, die Damenmoden verkauft hat und ihre Ware im Freien präsentiert. Wie gut es war, dass daneben die Dampflok vorbeifuhr und die Straße nicht asphaltiert ist, wird die jeweilige Käuferin schon bemerkt haben.

So idyllisch und nett war sie also, die gute alte Zeit, die nicht einmal mehr die Großeltern selber erlebt haben. Aber haben wir vielleicht etwas übersehen? Etwas nicht wahrgenommen? Da war doch noch jemand. Etwa das halbe Kind, das auf der Straße die Schubkarre fährt. Oder an der Mauer links trägt ein Mann einen hochbeladenen schweren Korb wohl mit bäuerlichen Produkten für den Markt.

Die gute alte Zeit war nur für die gut, für die die Zeit es gut meinte.

Wir befinden uns in der Zeit um 1900/05.

(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Signatur: Kr/Pl-672)

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare
  1. Fantastisches Bild. Ich habe eine Weile gebraucht, bis ich mir hinsichtlich des Standortes ganz sicher war. Zuerst hätte ich das am Burggraben verortet, eben wegen des Fleischbankgebäudes.
    Die Dampftramway kommt hier gerade vom Herzog-Otto-Ufer und fährt in Richtung Wilten via Maria-Theresien-Straße.

  2. Ein grandioses Foto!
    Sehr, sehr treffend der Satz von Herrn Morscher für diejenigen, die diese Zeit glorifizieren:
    „Die gute alte Zeit war nur für die gut, für die die Zeit es gut meinte“

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