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Ein Klassiker Ist Untergegangen? – Ein Aufruf

Ein Klassiker ist untergegangen? – Ein Aufruf

Das Wort „dotzen“ bedeutet laut Duden lautmalend „hochspringen und aufprallen“. Da werden viele (ältere) Innsbrucker Knaben der Generation 70+ zustimmen. Die Rede ist natürlich vom Dotzenhacken. Wobei bereits die Schreibung variiert.

Aber kurz zum Foto: Wir befinden uns in der Höttinger Gasse fast auf der Höhe vom „Stamser“. Drei Knaben in den (auch mir) verhassten Strickjacken der 1960-er und 1970-er Jahre stehen um einen Kreidekreis mit einer Münze in der Mitte. Die Schnur um den Dotzen ist aber nur zu erahnen.

Angeblich wurde das Dotzenhacken in Innsbruck in den späten 1980er Jahren verboten, weil die Dotzen die Oberflächen der Gehsteige beschädigt hätten. Das habe ich jetzt nicht geprüft. Vor etwa 10 Jahren hat es angeblich in Mühlau eine Gruppe Jugendlicher mit Migrationshintergrund gegeben, die die alte Tradition wieder aufgenommen haben.

Was mich aber interessieren würde sind Erfahrungsberichte aus selbst Erlebten oder Beobachteten zum Dotzenhacken in Innsbruck. Wann wurde der letzte Dotzenhacker in Innsbruck gesichtet? Waren es wirklich nur die Buben? Was waren die eigenen Erfahrungen?

(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Signatur: Ph-5524)

Dieser Beitrag hat 10 Kommentare
  1. An das „Dotzen Hacken“ erinnere ich mich gerne, ich gehöre der Generation Ende 60 an.
    Fast jeder Bub hatte einen Dotzen, die meisten waren aus Holz gefertigt und an der Spitze war ein Teil aus Metall, wie früher auf den
    Sohlen der genagelten Schuhe. Die aus Eisen gefertigten Dotzen waren angeblich verboten, da sie den Asphalt beschädigten.
    Mit den Dotzen aus Metall traf man aber das im Kreis liegende Geldstück besser. Meine Bruder der, bei der Schlosserei Hundegger
    in der Innstraße beschäftigt war, fertigte mir zwei Dotzen aus Metall an. Einer davon wurde von einem Polizisten beschlagnahmt.
    Dazu gab es den Spruch „dreimal Dotzen und Schnur,“ das bedeutete, dass beim dritten Fehlversuch der Dotzen und die Schnur
    an den „Spender“ überging. Unser Standplatz war vor dem Postamt Prinz-Eugen-Straße.

  2. Als “pensionierter“ Dotzenhacker der Generation 70++ möchte ich ergänzen dass die Eisendotzen deshalb verboten waren, weil sie die Münzen beschädigten.

  3. Ich bin in der Höttinger Gasse aufgewachsen und kann mich noch an die Drechslerei Rumesch (?) erinnern in der so mancher Holzdotzen gedrechselt wurde.
    Betreffend der „Beschlagnahmung “ des Eisendotzens von Hr.Prizzi könnte es sich um meinen Vater handeln, der als Polizist in Hötting einige Eisendotzen einkassiert hat. Ich konnte deshalb auch nie beim Dotzenhacken aktiv mitmachen, da es mir mein Vater verboten hatte. Ich könnte nur zusehen, wenn meine Schulkameraden vor unserem Haus (absichtlich??) diesem Brauch nachgingen…..

    1. Schon lange wollte ich hier einen Eintrag machen, um der Bitte von Herrn Dr. Morscher nachzukommen. Danke, Herr Pircher, dass Sie den Dotzenhackerbeitrag wieder reaktiviert haben!
      Auch wir Alt-Pradler sind diesem „Nebenerwerb“ nachgegangen, wobei uns immer gesagt wurde, dass es die übern Inn drüben viel, viel besser können. Damit das Geschäft lief brauchte es viele Leute, die auf dem Weg sind, und das war bei uns am Brunnenplatzl und am Bruggnplatzl. Beim einen waren es die Menschen, die von der Reichenau zur Pradlerkirche gingen, beim anderen, die zur Arbeit oder zum Einkaufen in die Stadt mussten. Der beste Platz wäre überhaupt vor unserem Geschäft gewesen, der Bäckerei Roilo, es gab einen breiteren Gehsteig und alles musste hier vorbei. Aber da hatten meine Tanten etwas dagegen, die uns immer wieder verjagten.
      Mit der Zeit wurde somit das Bruggnplatzl vor der Metzgerei Müller unser Hauptstandplatz, man duldete uns hier. Auch kamen wir drauf, dass es die Leute auf dem Weg in die Stadt immer eilig hatten. Denn nichts war lästiger als jemand, der stehen blieb und zuschaute, ob wir es auch wirklich können und richtig machten, gscheit von seiner Jugendzeit redete und vielleicht sogar noch mit dem „dreimal Dotzen und Schnur‘ daherkam!! Das Feinste war, wenn ein Zehnerle hingeworfen wurde und wir es dann, sobald der Spender sich entfernt hatte, ohne zu ‚arbeiten‘ einstecken bzw. unter uns aufteilen konnten!
      Die Buben kamen von überall her, man spielte oft in 2 – 3 Gruppen. Gefährlich wurde es, wenn welche von der Premstraße herunterkamen, da gab es meistens Streit! Wir hatten drei verschiedene Dotzen: Den ’normalen‘, den ‚großen‘, beide aus Holz und den wesentlich kleineren ‚eisernen‘. Die Schnur musste eine dünne, gedrehte sein, die sorgsam um den Dotzen – vom Nagel (Spitz) aufwärts – gewickelt werden musste. Bei der Schnurlänge und auch bei derem Ende schieden sich die Geister: Die einen hatten einen Knopf angenäht, die anderen, die Profis, wickelten das Ende um die Finger. Man musste zielen, den Dotzen nach vorne werfen und zugleich die Schnur ziehen. Wenn ich ehrlich bin: Einen richtigen Treffer, bei dem die Münze aus dem Kreis sprang und der Dotzen auch noch „sang wie ein Tannenmoasl“, das gab es sehr selten!!
      Eine Kreide oder einen Scherben von einem Blumentopf musste man auch immer im Hosensack mithaben, man musste ja den Kroas und das Kreuzl auf den Asphalt malen, zuerst eher mit kleinerem Durchmesser, bis jemand – meist ein alter Hase – die Größe beanstandete.

  4. Noch ein Nachtrag für die Herren Pritzi und Opperer: Ich gehöre zu den pensionierten Dotzenhackern der Generation 80+!
    Und noch etwas: vor meiner Tastatur habe ich einen nigelnagelneuen Dotzen der Normalgröße liegen, den ich vor zwei Jahren am Christkindlmarkt in der Altstadt erworben habe!

  5. Ich bin Bj. 1948 und auch wir „Schlachthofler“ haben vor unserem Block Dotzen gehackt. Zuerst wie erwähnt mit Holzdotzen und dann mit Eisendotzen. Wir haben jedoch nicht das gespendete Geld bzw. Münze in den Kroas gegeben sondern immer die gleiche Münze, die zwar immer größer wurde aber dafür die Münzen die gespendet wurden unversehrt blieben. Es war natürlich bei dem großen Block immer ein großer Andrang, sodaß oft 2-3 Gruppen mit 4-5 Buben gleichzeitig , an verschiedenen Stellen hackten. Mir ist jedoch unbekannt, daß jemanden der Dotzen genommen wurde. Außer natürlich bei 3x Dotzen und Schnur, aber nicht von der Polizei. Daß der Dotzen nicht getanzt hat und gesungen wie a Tannenmoasl , kann ich Hrn. Roilo nicht zustimmen. Den wir waren beim Dotzenhacken wirklich Spitze (Training) und man mußte schnell sein, damit man ein Geldstück bekam.

    1. Die Schlachthofler waren anscheinend also Profis, wir Alt-Pradler nur Dilettanten und kleine Gauner!! Allerdings waren wir etwas früher in diesem ‚Gewerbe‘ tätig, schnell nach dem Krieg (Bj. 1936)! Damals machte sich noch niemand Sorgen wegen einer Beschädigung der Münzen, bei uns gab es nur die 10 Reichspfennigmünzen bzw. ab 1947 die 10 Groschen Zinkmünzen, die hielten im Gegensatz zu den späteren Aluminium / Mangan Münzen schon etwas aus! 50erlen und Schillingmünzen gab es wohl ab 1947 auch schon in Al/Mg, aber so etwas warf man uns (leider) eh nicht hin!
      Meine Karriere als Dotzenhacker dauerte auch nicht sehr lange, so konnte ich auch nicht ein besonderer Meister dieser Kunst werden. Äußere Einflüsse brachten mich davon weg, einerseits meine Tanten, die das überhaupt nicht gerne sahen, aber hauptsächlich durch meinen besten Jugendfreund, der sogar ein Verbot seiner Eltern zum Dotzenhacken hatte. Es war dies der in unserem Stöcklgebäude wohnende und beinahe gleichaltrige Dr. Raimund Skoficz, der einstige und 2019 in Hall verstorbene Landtagsdirektor.

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