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Der Verschwundene See

Der verschwundene See

Wer heute die Amraser Straße stadtauswärts fährt und dann links auf den „Südring“ abbiegt, der befindet sich auf der Amraser-See-Straße. Trägt dieser Abschnitt der B174 seinen Namen, weil er uns zwar nicht direkt zum Baggersee bringt, aber zumindest in dessen Nähe?

Natürlich nicht. Wie man alten Karten entnehmen kann, lag das Dorf Amras früher unmittelbar an einem seichten See, der vom Mühlbach gespeist wurde.

In der frühen Neuzeit befand er sich in landesfürstlichem Besitz und diente der Fischzucht. Für Kaiser Maximilian I. war er deshalb ein „sonder lustiger und nutzlicher See“. Ende des 18. Jahrhunderts wurde er dann an Gutsbesitzer verkauft und es ihnen überlassen, ob sie ihn weiter zur Fischzucht verwenden oder austrocknen und für die Landwirtschaft nutzbar machen wollten. Im 19. Jahrhundert versumpfte der See zunehmend und verdiente den Namen „See“ immer weniger.

Auf dieser Karte aus dem Jahr 1840 ist der Amraser See eher als „Lacke“ innerhalb eines Feuchtgebietes dargestellt.

Ab 1861 bemühte sich der damalige Besitzer, Franz Dodl, den See trocken zu legen. Dies ging jedoch nur sehr langsam vor sich. Außerdem wurde die Fläche im Spätherbst und Winter gezielt geflutet: Einerseits damit Bierbrauereien und Privathaushalte hier ihren Bedarf an Gefriereis decken konnten. Andererseits erfreute sich der See als Eislaufplatz großer Beliebtheit.

Auf der oben abgebildeten Postkarte, die um 1910 entstand, spiegelt sich die Nordkette wunderbar im Wasser. In der Bildmitte erkennt man ein – auf einer Insel gelegenes – Gehöft und links daneben den Gasthof Seebauer.

In den darauffolgenden Jahrzehnten wurden aus dem See dann endgültig Wiesen – und später verbautes Gebiet. Heute befindet sich in diesem Bereich zwischen Geyrstraße und Grabenweg unter anderem das DEZ, das – wie an dieser Stelle bereits erwähnt – heuer seinen 50. Geburtstag feiert.

Buchtipp: Alle, die gerne in historischen Stadtplänen schmökern, werden mit Josef Schöneggers „Innsbruck im historischen Kartenbild“ große Freude haben! Das obige Zitat und die Karte finden sich darin auf S. 262-263.

(Stadtarchiv/Stadtmuseum, Sammlung Günter Sommer Bd. 4, Nr. 249; sowie KA-5 Ausschnitt)

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare
  1. In der Karte von 1840 hat der Aquarellist die ursprüngliche Schwarz-Weiß-Lithographie
    https://hik.tirol.gv.at/?basemap=bm0&category=Detailkarten_georef&scale=9027.9954667531&centerx=1272688.3760284944&centery=5985009.850894436&centerspatial=102100&map=115
    wohl in Unkenntnis der örtlichen Gegebenheiten an Stelle des Sees die Insel blau eingefärbt. Daher die „Lacke“
    Tatsächlich schaut die Situation so aus (Plan von 1822):
    https://hik.tirol.gv.at/?basemap=bm0&category=Detailkarten_georef&map=309&scale=9027.9954667531&centerx=1272533.1133147902&centery=5985082.70493702&centerspatial=102100
    Man soll den Karten also nicht immer 100%ig Glauben schenken.
    Ein Blick noch auf den Franziszeischen Kataster von 1856:
    https://mapire.eu/de/map/cadastral/?layers=osm%2C3&bbox=1270056.65348908%2C5984114.038660446%2C1274604.6566720481%2C5985786.0986541845
    beim Verschieben der Opazität rechts oben nach nach links sehen Sie das DEZ.

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