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An Den Zug Gewöhnt Man Sich

An den Zug gewöhnt man sich

Wenn man als Höttinger bei einem Freund im Sieglanger zu Besuch war, „riss“ es einen alle paar Minuten ordentlich. Ein Zug blies buchstäblich mit hundert Sachen gegen Völs und die Mischung aus tonnenschwerem Rollgeräusch und mitgeschobener Schallwolke schien einem das letzte Stündchen einzuläuten. Die dort wohnenden Menschen verzogen keine Miene und sagten bei Nachfrage, dass man sich an den Zugsverkehr so gewöhnt habe, dass man ihn gar nicht mehr höre.

Im Wikipediaeintrag des Sieglanger steht, dass hier nach dem Bau der Inntalautobahn die erste Lärmschutzwand Österreichs errichtet wurde und … ganz ehrlich … an den Straßenverkehr gewöhnt man sich doch nie, egal ob auf Höttinger oder Wiltener Seite. Als die zwei getrennten Häusergruppen, bald nach dem Bürgermeister Franz-Fischer-Siedlung (die innere) und dem ermordeten autokratischen Herrscher Dollfuß-Siedlung (die rechts außen) benannt, errichtet wurden, war das Gleis schon da. Es sollte so etwas wie ein Sozialprojekt für gesunde aber arme Häuselbauer entstehen und trotz der gelegentlichen Übertritte des Inn und Problemen mit der schlecht gewarteten Straße schienen die Leute hier gerne zu wohnen. Auf dem Bild des Luftbildarchäologen Richard Frischauf sieht man im Vordergrund noch eine der zahlreichen vergessenen Barackensiedlungen, diese war ein nach dem Krieg für Südtiroler Familien errichtetes dauerhaftes Provisorium.

Der Sieglanger war und ist ein Spezialviertel der Stadt und wird gelegentlich von den Wiltenern vergessen… und so begab es sich, dass der erste diesem Stadtteil-Teil gewidmete Artikel erst heute auf Innsbruck erinnert sich erschienen ist.

(Stadtarchiv Innsbruck, Sammlung Frischauf, Ph-6272 und Ph-6277)

Dieser Beitrag hat 5 Kommentare
  1. Unvorstellbar, das jetzt dort wo auf dem Bild der Inn noch ganz nahe an der Siedlung entlangführt sowohl Autobahn, als auch Radweg Platz gefunden haben…

  2. Stimmt, deswegen würde ich mich sehr über Fotos vom Bau der Autobahn in diesem Bereich freuen, allein die Vorher/Nachher Situation ist schon interessant!

    1. Damit ich Ihnen etwas Vorfreude bieten kann, habe ich aus dem Standartwerk für den Tiroler Straßenbau „Vom Saumpfad zur Tiroler Autobahn“ vom ehemaligen Landesbaudirektor Hofrat Feist auf die Schnelle ein Luftbild herausfotografiert. Die Autobahn ist hier zwar schon fertig und das Bild wurde von der anderen Seite her aufgenommen, aber das Stadtarchiv wird schon noch etwas Besseres finden!

      https://postimg.cc/ykS32NjN

      1. Sehr schön, danke! Vielleicht finde ich dieses Buch auch noch irgendwo.
        Allerdings irritiert mich auch hier wieder die sich hartnäckig haltende Meinung, ein Teil der Autobahn beim Sieglanger wurde bis 1964 fertiggestellt. Nur der Abschnitt von Völs bis Zirl wurde Anfang der 60er als Rechtsufrige Bundesstraße zwischen Innsbruck und Zirl gebaut und in den 70ern zur Autobahn ausgebaut. Von Wilten bis Völs entsprach die Rechtsufrige der heutigen Landesstraße. Der Autobahnabschnitt von Innsbruck-West bis Kranebitten und damit der ganze Teil beim Sieglanger wurde erst Anfang der 70er errichtet und 1975 für den Verkehr freigegeben.

  3. Auf den Bildern sieht man ganz links, bwz. links oben noch die von mir beschriebene http://innsbruck-erinnert.at/spiessbuergers-alb/#comment-7380 „Bocksiedlung West“. Beim zweien Bild erkennt man auch ganz links die Postgarage mit den Nutzfahrzeugen und Wracks.

    Weniger gute Erinnerung ist der vom Präsenzdienst bekannte Pulverturm, damals eine militärische Anlage mit Munitionslagern. Diese waren in Form kleiner Baracken aufgestellt, schön räumlich getrennt, damit nicht alles zugleich in die Luft fliegt.

    Die Wachdienste dort waren furchtbar fad, einmal gab es als Mitternachtseinlage einen lächerlichen Brüllauftritt der Militärstreife, die ich – auch wenn ich ihr sicher unrecht tue – seither nimmer ernst nehmen kann.

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